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Gesundheitsrisiken Kompost – Keime, Schimmelpilze, Pflanzenschutzmittel, Tipps zur Risikominimierung
Mit einem Komposthaufen lassen sich viele Küchen- und Gartenabfälle umweltfreundlich „entsorgen“. Zudem liefert Kompost wertvollen und kostenlosen Gartendünger. Weiterhin ist der Kompost Lebensraum für viele ökologisch wichtige Kleinlebewesen wie Regenwürmer oder die Larven des Nashornkäfers.
Einige im Komposthaufen enthaltene Keime wie Salmonellen und Legionellen können jedoch unter bestimmten Bedingungen zu einer Gesundheitsgefahr werden. Dies gilt ebenso für Schimmelpilze, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Schwermetalle.
Hier geht's zum Ratgeber Richtiges Kompostieren
Entwicklung
Die Kompostierung von organischen Stoffen wie Stallmist wird schon seit tausenden Jahren praktiziert. So gab es zum Beispiel bereits um das Jahr 60 n. Chr. schriftliche „Ratgeber“ zur Landwirtschaft, welche die Vorteile und Methoden der Kompostierung beschrieben. Mit Beginn der Kleingartenkultur vor über 200 Jahren kam es in Deutschland zu einer starken Verbreitung von Komposthaufen in privaten Gärten. Schnellkomposter bzw. Thermokomposter aus Kunststoff kamen etwa im späten 20. Jahrhundert auf den Markt.
Bakterien im Kompost - Welche sind gefährlich?
Im Kompost sind unzählige Bakterien und Mikroorganismen an der Zersetzung des organischen Materials beteiligt. Die meisten dieser Kleinstlebewesen stellen für gesunde Menschen unter Beachtung einiger grundlegender Vorsichtsmaßnahmen kein Gesundheitsrisiko dar. Die folgenden Keime haben dagegen ein erhöhtes gesundheitliches Risikopotenzial:
- Salmonellen sind Bakterien, die unter anderem durch Schalen von nicht gekochten Eiern, Mayonnaise sowie Reste von Tiefkühlkost und rohem Fleisch auf den Kompost gelangen können. Da Fliegen gern Komposthaufen als Nahrungsquelle nutzen, ist eine Übertragung von Salmonellen zurück in die Küche durch die Insekten möglich. Werden Salmonellen bei der Kompostierung nicht vollständig abgetötet, kommt es manchmal mit frisch ausgebrachten Kompost zu einer Übertragung auf bodennahe Pflanzen wie Gemüse oder Erdbeeren.1 Gelangen Salmonellen zum Beispiel durch den Verzehr von belasteten Gemüse in den Körper, sind schwere Brech-Durchfälle, Fieber sowie Bauch- und Kopfschmerzen möglich. Zu den seltenen Infektions-Komplikationen zählen Abszesse, Hirnhautentzündungen und Entzündungen der Herzinnenhaut.2
- Legionellen zählen ebenfalls zu den Bakterien und kommen in geringer Anzahl oft natürlich in der Umwelt vor. Teilweise können sich die Keime im Kompost aber so stark vermehren, dass diese in seltenen Fällen zur einer Gesundheitsgefahr werden. Eine Infektionen mit Legionellen erfolgt meist über die Atemwege durch das Einatmen feinster, mit Legionellen kontaminierter Wassertropfen (Aerosole). Infektionen mit der „Legionellen-Unterart“ Legionella longbeachae durch Kompost wurden bisher überwiegend in England und Schottland beobachtet. Wie genau die Infektionen hier erfolgten, konnte offenbar nicht geklärt werden. Als Maßnahme zur Risikominimierung wurde gründliches Händewaschen nach der Arbeit mit Kompost empfohlen.3 Denkbar wäre auch eine Infektion über kontaminierten Kompoststaub. Legionellen-Infektioen verlaufen bei starkem Immunsystem teilweise ganz ohne Symptome. Mitunter treten aber ebenso grippeähnliche Beschwerden (Pontiac-Fieber) sowie teilweise lebensbedrohliche Lungenentzündungen (Legionellose, Legionärskrankheit) auf. Eine Immunschwäche (z. B. hohes Alter, Vorerkrankungen) begünstigt schwere Krankheitsverläufe.4
- Clostridium tetani ist ein unter anderem in Bioabfällen und Kompost vorkommendes Bakterium, das nervenschädigende Toxine freisetzt. Diese lösen den sogenannten Wundstarrkrampf (Tetanus) Infektionen mit dem Tetanus-Bakterium können über mit Kompost verschmutzte Wunden erfolgen. Deshalb sollte beim Umgang mit Kompost verstärkt auf einen ausreichenden Tetanus-Impfschutz geachtet werden.5
Gesundheitsgefahr durch Schimmel im Kompost?
Schimmelpilze sind im Komposthaufen ein wichtiger Helfer bei der Zersetzung des organischen Materials. Im Kompost kommen verschiedenste Schimmelpilzarten vor. Diese bzw. deren Schimmelpilzsporen („Samen“ der Schimmelpilze) stellen für die meisten gesunden Menschen keine besondere Gesundheitsgefahr dar. Für Schimmelpilz-Allergiker, immungeschwächte Personen und Asthmatiker können vor allem eingeatmete Schimmelpilzsporen eine Gesundheitsgefahr (z. B. Mykosen der Atemwege) darstellen. Ein erhöhtes Risiko durch Schimmelpilzsporen besteht beispielsweise beim Absieben, Umsetzen und Ausbringen von Kompost.6
Gesundheitsrisiken durch Kompost - Pflanzenschutzmittel
Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau wird oft mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Die Rückstände dieser Mittel können mit Küchenabfällen auf den Kompost gelangen. In der Regel sind die Mengen jedoch zu gering, um Kompost in gesundheitsschädlichem Maße zu belasten. Zudem werden die meisten in der EU zugelassenen Pflanzenschutzmittel während der Kompostierung fast vollständig abgebaut. Schalen von Südfrüchten wie Orangen, Clementinen und Bananen werden oft mit Anti-Pilzmitteln wie Thiabendazol behandelt. Für Thiabendazol und andere Fungizide gelten Rückstandsgrenzwerte, die bei Kompostierung von normalen Mengen der behandelten Schalen zu keinen erhöhten Werten der Mittel im fertigen Kompost führen. Außerdem werden auch viele Fungizide im Kompost abgebaut. Verzehren Sie sehr viele behandelte Südfrüchte, sollten Sie die Schalen allerdings zumindest teilweise im Hausmüll oder der Biotonne entsorgen. Eine wesentlich höhere Gefahr von Pestizidbelastungen für Komposterde geht von Schnittblumen und Topfpflanzen aus. Diese werden oft aus Ländern außerhalb der EU importiert. Dort gibt es teilweise weit weniger strenge Vorschriften für die Verwendung von Pestiziden als in der EU. Mitunter kommen hier auch Pestizide zum Einsatz, die in der EU bzw. in Deutschland wegen ihrer Risiken für Mensch und Umwelt keine Zulassung haben. Wird mit Pestiziden belasteter Kompost zur Düngung von Obst- oder Gemüsepflanzen verwendet, können die Chemikalien teilweise von den Pflanzen aufgenommen werden. Gesundheitsrisiken drohen dann beim Verzehr.7, 8
Komposterde kann mit Schwermetallen belastet sein
Schwermetalle wie Zink und Blei können von belastetem Kompostmaterial in den fertigen Kompost eingetragen werden und sich in diesem sogar teilweise anreichern. Bei Verwendung von Kompost als Dünger für zum Beispiel Gemüsebeete gelangen die Schadstoffe über die Aufnahme durch Pflanzen oder Staubanhaftungen dann wieder in die Nahrungskette. Zudem kann schwermetallbelasteter Staub des Komposts auch ein direktes Gesundheitsrisiko sein. Schwermetalle können die verschiedensten Gesundheitsschäden verursachen. So schädigt Blei unter anderem das Nervensystem. Zu den möglichen Schwermetallquellen zählen beispielsweise Altlasten, belastete Gartenabfälle von Flächen, die neben stark befahrenen Straßen oder Industrieanlagen liegen sowie Straßenkehricht. Schwermetalle sind in erhöhten Konzentrationen mitunter ebenso in Kaffeesatz und Teeresten enthalten. Holzasche weist ebenfalls erhöhte Schwermetallwerte auf.7, 8
Checkliste: Gesundheitsgefahren durch Kompost minimieren
✅„Kompost-Hygiene“ fängt bereits beim Bio-Eimer in der Küche an. Durch Wärme und Feuchtigkeit finden hier Schimmelpilze und Bakterien einen idealen Nährboden. Deshalb sollte der Bio-Eimer über einen Deckel verfügen, kindersicher aufgestellt sein und häufig geleert werden. Reinigen Sie den Eimer zudem regelmäßig.
✅Um gute Bedingungen für die Kompostierung wie eine erhöhte Temperatur zur Abtötung von einigen Keimen zu erreichen, sind Faktoren wie Kompostmaterial, Temperatur, pH-Wert (optimal 6 – 8) und Feuchtigkeit sowie Kompostierdauer entscheidend. Unser Ratgeber „Der Kompost – Was Sie beim Kompostieren beachten müssen“ liefert wertvolle Hinweise, wie diese Parameter in einem optimalen Bereich bleiben.
✅Um den Eintrag von Keimen in den Kompost zu minimieren, sollten potenzielle Keimträger wie Fleischreste, Schalen von rohen Eiern, Tierkadaver, Tierkot, Katzenstreu, sonstiges Einstreu und menschliche Hygieneprodukte wie Papiertaschentücher nicht auf den Kompost gegeben werden.
✅Ratten sind Überträger von Krankheiten und werden unter anderem von Fleisch- und Nahrungsmittelresten angelockt. Deshalb gehören diese Abfälle nicht auf den Kompost.
✅Fliegen werden beispielsweise von Obstresten angezogen. Um die Verbreitung von Krankheitserregern durch Fliegen zu reduzieren, bietet sich die Abdeckung von „Fliegennahrung“ durch Rasenschnitt oder Laub an.
✅Das Kunststoff nicht auf den Kompost gehört, versteht sich von selbst. Allerdings befinden sich auf Obst und Gemüse oft kleine Aufkleber, die häufig durch Unachtsamkeit mit Küchenabfällen auf den Kompost geraten. Dies gilt ebenso für Gummibänder (z. B. bei Radieschen- und Lauchbündeln).
✅Beim Umsetzen von Kompost und der Aufbringung von bereits angemodertem Kompostmaterial können besonders viele Schimmelpilzsporen freigesetzt und eingeatmet werden. Nochmals höhere Luftbelastungen entstehen bei trockenem Kompost- bzw. Kompostmaterial. Durch Befeuchtung reduziert sich die Belastung. Eine Atemschutzmaske kann bei den genannten Arbeiten empfehlenswert sein – insbesondere für immungeschwächte Menschen und Allergiker.
✅Trinken, essen und rauchen Sie während der Arbeit mit Kompost nicht und waschen Sie sich nach der Arbeit gründlich Hände und andere unbedeckte Körperteile. Die Arbeitskleidung sollte ggf. gewaschen und bereits draußen ausgezogen werden, um keine Keime ins Haus zu tragen.
✅Wunden dürfen nicht mit Komposterde in Kontakt kommen. Falls doch, sollten Sie diese sofort reinigen und desinfizieren. Schutzhandschuhe reduzieren die Infektionsgefahr über die Haut und Wunden.
Mit Bodentest Auskunft über Schadstoffe und Nährstoffgehalt erhalten
Ob Ihr Gartenboden zum Beispiel durch die Düngung mit belasteten Kompost erhöhte Schwermetallgehalte aufweist, zeigt unser Bodentest Schadstoffe. Hier wird der Boden in einem spezialisierten Labor auf Parameter wie Kupfer, Zink, Blei, Cadmium und Quecksilber analysiert. Neben der Gesundheit wirken sich diese Schadstoffe in zu hohen Konzentrationen auch negativ auf das Pflanzenwachstum aus. Unser Angebot umfasst aber ebenso den Bodentest Nährstoffe. Bei diesem wird der Boden unter anderem auf den Humusgehalt, die wichtigen Nährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium sowie den pH-Wert geprüft. Eine kostengünstige Kombination aus den beiden genannten Tests ist der Bodentest Maxi.
✅Einfach Probe selbst nehmen, ins Labor schicken und das Ergebnis online abrufen.
✔️ Schadstoffe (Schwermetalle)
✔️ Messung mit ICP-OES
✔️ 7 Bodenwerte
✔️ Relevante Nährstoffe
✔️ Messung mit ICP-OES
✔️ 10 Bodenwerte
✔️ Nähr- & Schadstoffe
✔️ Messung mit ICP-OES
✔️ 2 in 1 Kombi-Analyse
Komposterde belastet oder Krankheitssymptome nach der Arbeit mit Kompost? Was tun?
Wurden in Ihrem Kompost oder Boden hohe Belastungen mit Schadstoffen festgestellt, gilt dieser als Sondermüll uns muss über einen Fachbetrieb entsorgt werden. Auf keinen Fall darf belasteter Kompost auf Beete zur Nahrungsmittelerzeugung aufgebracht werden. Über Staub oder direkten Bodenkontakt (Haustiere, Kinder) können Bodenschadstoffe ebenfalls in den Körper gelangen. Deshalb sollte verunreinigter Kompost auch nicht auf Rasen- oder anderen Gartenflächen ausgebracht werden. Verspüren Sie nach der Arbeit mit Kompost ungewohnte gesundheitliche Symptome wie allergische Reaktionen, Atemnot, Fieber, Veränderungen an der Haut etc. sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Informieren Sie diesen über Ihre Gartenarbeit, damit ein möglicherweise vorhandener Zusammenhang mit den Symptomen hergestellt werden kann.
Wussten Sie ..?
In Thermo- bzw. Schnellkompostern aus Kunststoff werden Keime teilweise schneller und gründlicher abgetötet als in „normalen“ Komposthaufen. Die Komposter verfügen über eine Wärme-Isolierung, einen Deckel und teilweise über eine spezielle Belüftung. In Thermokompostern wird teilweise eine Temperatur von bis zu 70° C erreicht, welche viele Keime abtötet.9 Allerdings ist die Kompostierung mit den Kompostern nicht immer ganz einfach, da dauerhaft zu hohe Temperaturen zum Beispiel auch nützliche Mikroorganismen im Kompost töten und die Regulierung des Feuchtigkeitsgehalts der Geräte etwas Erfahrung benötigt. Die meisten Hersteller stellen für ihre Komposter jedoch eine praktische Betriebsanleitung bereit.
Das gehört auf den Kompost
Lesen Sie hier: Was gehört auf den Kompost, was nicht?
Gefährliche Substanzen
❗Schwermetalle
❗Pflanzenschutzmittel
❗Schimmel
❗Clostridium tetani
❗Legionellen
❗Salmonellen
1Vgl.: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Leitfaden zur Kompostierung im Garten. 1999.
2Vgl.: RKI: Salmonellose. 2016.
3Vgl.: Welt.de: Wühlen in Kompost-Erde kann krank machen. 2012.
4Vgl.: Umweltbundesamt: Hygieneanforderungen an Bäder und deren Überwachung. 2014.
5Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Kompostierung – hygienische Aspekte. 2013.
6Vgl.: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Leitfaden zur Kompostierung im Garten. 1999.
7Vgl.: Umweltbundesamt: Kompost Fibel. 2015.
8Vgl.: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Leitfaden zur Kompostierung im Garten. 1999.
9Vgl.: Universität Rostock: Kompostierung von Gartenabfällen und FäkalieninKleingärten. 2012.