Welches Raumklima ist optimal? Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Wirkungen auf die Gesundheit, Maßnahmen und Tipps zur Verbesserung
Allgemeines
In Deutschland verbringen Erwachsene im Durchschnitt ca. 80 bis 90 % des Tages in geschlossenen Räumen. Deshalb kommt dem richtigen Raumklima eine besonders hohe Bedeutung zu.1 Das Raumklima in Innenräumen wird maßgeblich durch die Temperatur und Luftfeuchtigkeit beeinflusst. Neben gesundheitlichen Aspekten ist ein optimales Raumklima ebenso für die Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz sowie die Prävention von Schimmel wichtig. Richtiges Lüften und Heizen sind entscheidende Einflussfaktoren auf das Raumklima. Sie können dieses aber auch durch Zimmerpflanzen, Luftbefeuchter sowie Luftreiniger beeinflussen.
Befindet sich das Raumklima außerhalb unseres Komfortbereichs, merken Sie dies oft recht schnell durch Frieren, Schwitzen oder trockene Schleimhäute. Halten Sie sich täglich viele Stunden in Räumen mit schlechtem Raumklima auf, kann dies Infekte wie Erkältungskrankheiten hervorrufen. Ein erhöhter CO2-Gehalt infolge mangelhafter Lüftung führt oft zu Konzentrationsproblemen und Müdigkeit. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit fördert außerdem das Wachstum von Schimmelpilzen, deren Sporen („Samen“) sich über die Luft verbreiten und Gesundheitsprobleme wie Allergien und Atemwegsreizungen auslösen können.2
Entwicklung
Während es bei den Römern zumindest für die Villen der Oberschicht schon technisch ausgefeilte Systeme zur Fußbodenheizung gab, wurde das Thema „Raumklima“ in Westeuropa bis weit nach dem Mittelalter eher sträflich behandelt. So schlief man in Bauernhäusern oft über dem Viehstall um die Wärme der Tiere als Heizung zu nutzen. In Deutschland wurde teilweise noch bis in die 1950er Jahre nur ein Raum wie die Küche mit einer Kohle- oder Holzfeuerung geheizt. Die übrigen Räume blieben vergleichsweise kalt, was dort die Kondensation von Wasserdampf und die Bildung von Schimmel förderte. Die erste deutsche Wärmeschutzverordnung trat im November 1977 in Kraft. Diese und immer weitere Verschärfungen des Wärmeschutzes führten zu einer immer weiter verminderten natürlichen Luftdurchlässigkeit von Gebäuden. Dadurch wurde richtiges und ausreichendes Lüften zur Aufrechterhaltung eines guten Raumklimas immer wichtiger. Moderne Niedrigenergie- oder Passivhäuser bieten oft fast gar keine Möglichkeit mehr zum händischen Lüften. Hier muss man also der installierten, oft völlig automatisierten Lüftungs- und Heizungstechnik bei der Herstellung eines optimalen Raumklimas vertrauen.3
Raumklima: Einflussfaktoren, optimale Temperatur und Luftfeuchte
Das Raumklima wird von wenigen wesentlichen Faktoren bzw. Parametern wie Lufttemperatur, Luftfeuchte und Luftzirkulation beeinflusst:
💡Lufttemperatur:
Die Lufttemperatur ist der am deutlichsten spürbare Einflussfaktor auf das Raumklima. Bei zu niedrigen Temperaturen frieren wir, bei zu hohen Temperaturen können Schwitzen, Schläfrigkeit und Müdigkeit auftreten. Obwohl Temperaturempfinden bzw. Temperaturempfindlichkeit individuell häufig etwas verschieden sind, wird für Wohnräume tagsüber eine Temperatur von ca. 20° C empfohlen. In Schlafräumen sollte diese bei etwa 16 – 18° C liegen.4 Generell sind bei körperlichen Arbeiten in Innenräumen etwas niedrigere Temperaturen empfehlenswert als bei reiner Schreibtischtätigkeit.
💡Relative Luftfeuchtigkeit in Innenräumen:
Die relative Luftfeuchtigkeit in Innenräumen ist ein weiterer wichtiger Einflussparameter des Raumklimas. Die relative Luftfeuchte gibt an, zu welchem Anteil die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist. Bei einer relativen Luftfeuchte von 100 % ist die Luft beispielsweise zu 100 % mit Wasserdampf gesättigt. Die relative Luftfeuchte ist temperaturabhängig: Je höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen. Für ein optimales Raumklima wird eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50 % empfohlen.4 Zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur können wir den Airself Raumklimamesser empfehlen.
💡Luftzirkulation:
Damit sich die Wärme von Heizkörpern oder Fußbodenheizungen optimal in Innenräumen verteilt, ist eine gute Luftzirkulation notwendig. Diese ist auch ein wichtiger Einflussfaktor bei der Vermeidung von Schimmel. Eine zu starke Luftzirkulation kann aber ebenso zu unangenehmer Zugluft führen. Eine ausreichende Zufuhr von Frischluft durch richtiges Lüften senkt den Gehalt von CO2 in Innenräumen. Die Frischluftzufuhr sollte mindestens die Hälfte des Raumvolumens pro Stunde betragen.4
💡(Luft-)Schadstoffe, Gerüche, Beleuchtung und Sonneneinstrahlung:
Teilweise werden auch Einflussfaktoren wie (Luft-)Schadstoffe, Gerüche, Beleuchtung und Sonneneinstrahlung zu den Einflussfaktoren des Raumklimas gezählt. Zu den Luftschadstoffen gehören flüchtige organische Verbindungen. Diese sogenannten VOCs (volatile oganic compounds) können zum Beispiel von Möbeln, Teppichböden, diversen Baumaterialien und Druckern freigesetzt werden. Zu den VOCs zählen unter anderem Formaldehyd und diverse Lösungsmittel. In Innenräumen sollte die Luftkonzentration von VOCs einen Wert von 1000 ppm (parts per million) nicht überschreiten.5 Weitere Infos zu VOCs und deren Gesundheitsrisiken bietet unser Ratgeber „Gefahr durch Flüchtige Organische Verbindungen (VOCs) in der Innenraumluft“.
Schlechtes Raumklima: Welche Gesundheitsrisiken drohen?
Die gesundheitlichen Folgen eines schlechten Raumklimas sind mitunter überaus vielschichtig. Da zum Beispiel Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen auch viele andere Ursachen haben können, ist ein Zusammenhang zum Raumklima nicht immer leicht bzw. eindeutig herzustellen. Einige generelle Aussagen lassen sich trotzdem rechtfertigen:
So führen zu hohe Raumtemperaturen besonders in Verbindung mit einer erhöhten Luftfeuchtigkeit mitunter zu Kreislaufproblemen und Müdigkeit. Müdigkeit ist auch ein Symptom eines zu hohen CO2-Gehalts bzw. einem Absinken des Sauerstoffgehalts. Dies gilt ebenso für Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche. Eine zu geringe Luftfeuchtigkeit kann zum Austrocknen der Schleimhäute führen. Dies schwächt dort die Abwehr von Viren und Bakterien, was wiederum die Infektionsgefahr erhöht. Weiterhin wirkt eine zu trockene Luft generell reizend auf die Atemwege. Mögliche Folgen sind Reizhusten und die Verstärkung bzw. Auslösung von Allergien.5 Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann das Wachstum von Schimmel fördern. Schimmelpilzsporen („Samen“ des Schimmels) und Stoffwechselprodukte des Schimmels verbreiten sich in der Raumluft und lösen manchmal beispielsweise Atemwegsbeschwerden und Allergien aus. Einige Schimmelpilzgifte wie Aflatoxin gelten sogar als krebserregend.6 Erhöhte Konzentrationen von bestimmten VOCs in der Raumluft können zum Beispiel Atemwegsreizungen hervorrufen sowie das Risiko für Krebs erhöhen. Als krebserregend gilt unter anderem das mitunter aus Klebstoffen, Möbeln und verschiedensten Baustoffen freigesetzte Formaldehyd.7
Checkliste: Maßnahmen und Tipps zur Verbesserung des Raumklimas
Mit den richtigen Maßnahmen bzw. kleinen Tipps lässt sich das Raumklima oft deutlich verbessern bzw. in einem optimalen Bereich halten:
➡️Richtiges Heizen spart nicht nur Kosten, sondern sorgt auch für ein gutes Raumklima. Sinnvoll ist eine Absenkung der Raumtemperatur in Wohnräumen von 20° C am Tage auf 18° C in der Nacht. In Schlafzimmern kann es ruhig noch etwas kühler sein. Bei modernen Heizungen lassen sich Beginn und Ende der Nachtabsenkung direkt an der Heizungsanlage einstellen. Die Nachtabsenkung wird auf Wunsch ebenso von Ihrem Heizungsbauer im Rahmen der Heizungswartung eingestellt. Verfügen Ihre Heizkörper noch nicht über Thermostatventile, sollten Sie diese nachrüsten lassen. So lässt sich die Temperatur für jeden Raum individuell einstellen. Damit Heizkörper effektiv heizen können, sollten diese nicht abgedeckt oder durch Möbelstücke blockiert werden. Vermeiden Sie beim Heizen generell größere Temperaturunterschiede zwischen den Räumen. Dies beugt unter anderem Schimmelbildung in den kühleren Räumen vor.8 Viele weitere Tipps und Infos zum richtigen Heizen und Lüften hält unser Ratgeber „Richtig heizen und lüften – Weniger Kosten und Schimmel!“ bereit.
➡️Richtiges Lüften trägt ebenfalls maßgeblich zu einem gesunden Raumklima bei. Wie oft und wie lange gelüftet werden sollte, hängt auch von der Nutzung der Räumlichkeiten ab. So erfordern viele Personen im Raum und Feuchtigkeitsquellen wie Pflanzen oder Aquarien ein häufigeres Lüften. Eine verstärkte Lüftung erforden zudem Küche und Bad (besonders nach dem Duschen). Bei der Lüftung sollten ständig geöffnete oder angekippte Fenster vermieden werden. Sinnvoller ist eine Stoßlüftung. Öffnen Sie dazu die Fenster 2 bis 3-mal am Tag komplett für 5 (kalte Jahreszeit) bzw. 10 bis 20 Minuten (warme Jahreszeit). Während des Lüftens sollten Sie die Heizkörper abdrehen, um keine Energie zu verschwenden.9 Viele weitere Tipps zum richtigen Lüften erhalten Sie über den im vorherigen Absatz verlinkten Ratgeber.
➡️Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit in Innenräumen lässt sich reduzieren, indem beim Kochen konsequent die Töpfe abgedeckt werden und die Abzugshaube über dem Herd eingeschaltet wird. Zudem sollte keine Wäsche in Wohnräumen getrocknet werden. In der warmen Jahreszeit sind Wäschetrockner im Garten oder auf dem Balkon eine gute Alternative zur Trocknung in Wohnräumen. Die Abluft von elektrischen Wäschetrocknern darf nicht zurück in Innenräume gelangen. Kondensationstrockner benötigen keinerlei Abluft. Zu viele Zimmerpflanzen können die Luftfeuchtigkeit ebenfalls erhöhen.4
➡️Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit lässt sich beispielsweise mit Luftbefeuchtern an den Heizungskörpern erhöhen. Es werden auch elektrisch betriebe Luftbefeuchter mit automatischer Feuchteregelung angeboten. Generell müssen alle Arten von Luftbefeuchtern regelmäßig gründlich gereinigt und gewartet werden, damit diese keine Keime wie Legionellen verbreiten. Zimmerpflanzen mit möglichst üppigem Blattwerk wie Zimmerlinden tragen ebenso zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit bei. Dies gilt auch für Aquarien und Zimmerbrunnen. Ein Risiko der Keimverbreitung besteht allerdings auch hier.10
➡️Pflanzen können das Raumklima insgesamt verbessern. Dazu gehört nicht nur der bereits angesprochene Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit. So produzieren Pflanzen durch Fotosynthese Sauerstoff und filtern Feinstaub aus der Luft. Einige Pflanzen reduzieren sogar den Schadstoffgehalt in der Raumluft. Besonders geeignet für die Sauerstoffanreicherung ist zum Beispiel Bogenhanf, da dieser auch in der Nacht Sauerstoff abgibt. Dadurch ist die Pflanze sogar gut für das Schlafzimmer geeignet, da hier die durch viele andere Pflanzen erfolgende nächtliche CO2-Freisetzung kontraproduktiv sein kann. Allerdings ist Bogenhanf beim Verzehr (Haustiere, Kinder) giftig. Zu guten „Schadstofffiltern“ gehören unter anderem Grünlilie, Birkenfeige und Efeu. Letzterer reduziert sogar den Gehalt von Schimmelpilzsporen in der Luft. Efeu gehört jedoch zu den Giftpflanzen.11
➡️Luftreiniger können den Gehalt an einigen Schadstoffen, Feinstaub und Pollen in der Raumluft reduzieren. Allerdings gibt es bei den Geräten teilweise erhebliche Unterschiede in der Funktionsweise und Qualität. Eine Orientierung beim Kauf eines Luftreinigers bietet zum Beispiel der Luftreiniger Test der Stiftung Warentest. Zur Abfilterung chemischer Schadstoffe setzen Luftreiniger oft auf Aktivkohlefilter, Feinstaub wird mit HEPA-Filtern (high efficiency particulate air filter) effektiv zurückgehalten. Luftreiniger sollten immer nach Vorschrift gewartet und gereinigt werden, damit diese nicht selbst zur Quelle von Raumluftbelastungen werden.12
Mit Schimmel- und Schadstofftests Raumklima überprüfen
Wie bereits erwähnt, können sich Schimmelpilze und Schadstoffe negativ auf das Raumklima auswirken. Schimmelpilze bzw. Schimmelpilzsporen in der Raumluft sind zudem oft ein Indikator für ein generell nicht optimales Raumklima bzw. eine falsche oder nicht ausreichende Raumlüftung. Schimmelpilzsporen verschiedener Schimmelgattungen spürt unser Schimmeltest Raumluft auf. Möchten Sie wissen, ob verdächtig nach Schimmel aussehende Stellen wirklich von Schimmel befallen sind, ist der PCR-Test Hausschimmel Abstrich zu empfehlen. Besonders praktisch und kostengünstig ist unser Anti Schimmel Set: Schimmeltest Raumluft + Raumklimamesser. Der im Set enthaltene Raumklimamesser erlaubt die Überwachung von Raumtemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit. Ob leichtflüchtige organische Verbindungen (VOCs) Ihre Raumluft belasten, lässt sich mit der Luftanalyse Wohnraum Premium checken.
✔️ Schimmelgattungen
✔️ Probenahmedauer: 2 h
✔️ inkl. Raumluft/Passiv-Sammler
✔️ über 67 Parameter
✔️ leichtflüchtige Stoffe (VOC)
✔️ Moderne Pumpensammlung
Wussten Sie..?
Spezielle Wandfarben können die Raumluftqualität verbessern, indem sie in der Raumluft enthaltende Schadstoffe zumindest teilweise abbauen. Je nach Hersteller der Farben geschieht dies durch unterschiedliche Verfahren, die jedoch alle spezielle Katalysatoren zum Abbau der Schadstoffe verwenden. In einem 1. Schritt werden die Schadstoffe zunächst von der Farbe absorbiert und dann durch den Katalysator zum Beispiel in Wasserdampf und CO2 umgewandelt. Für diese Reaktion (Photokatalyse) ist allerdings der Einfall von Sonnenlicht nötig und die entstehenden Abbauprodukte erfordern regelmäßiges Lüften.13, 14
Quellen
1Vgl.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): Luft zum Wohlfühlen: Richtig Heizen und Lüften. 2023.
2Vgl.: AOK: Gute Luft atmen: So verbessern Sie das Raumklima. 2021.
3Vgl.: Umweltbundesamt: Das Energie-Sparschwein. 2013.
4Vgl.: Landes Gesundheitsamt Baden-Württemberg: Gesundes Raumklima, Was kann ich tun? 2024.
5Vgl.: Betriebskrankenkasse Bosch: Raumklima: Lebenselixier Luft. 2024.
6Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Schimmel, Gefährlicher Hausgenosse. 2012.
7Vgl.: Umweltbundesamt: Formaldehyd. 2015.
8Vgl.: Umweltbundesamt: Richtiges Heizen schützt das Klima und den Geldbeutel. 2023.
9Vgl.: Umweltbundesamt: Wie lüfte ich richtig? – Tipps und Tricks zur Schimmelvermeidung. 2022.
10Vgl.: Öko-Test: Luftfeuchtigkeit erhöhen: Tipps gegen trockene Heizungsluft. 2024.
11Vgl.: AOK: Mit luftreinigenden Pflanzen besser durchatmen. 2023.
12Vgl.: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Luftreiniger: Luftfilter oder Luftwäscher – was ist besser gegen Husten? 2023.
13Vgl.: Malerblatt: Saubermacher an der Wand? 2024.
14Vgl.: Berliner Mieterverein: Wandfarbe, Licht wäscht Luft. 2006.