
Bakterien im Leitungswasser: Keimarten, Belastungsquellen & Infektionswege, Gesundheitsrisiken
In seltenen Fällen kann Leitungswasser mit Keimen wie E. coli, Enterokokken oder Legionellen verunreinigt sein. Wie gelangen diese Bakterien in das Leitungswasser? Welche Infektionswege kommen neben dem Trinken von verkeimtem Wasser noch in Frage und welche Gesundheitsrisiken resultieren aus einer Infektion mit „Wasserkeimen“? Unser nachfolgender Praxis-Ratgeber liefert die Antworten und viele weitere Infos zum Thema Wasser und pathogene Keime. (Stand Januar 2025).
Inhalt

Coliforme Bakterien im Leitungswasser – Infektionsgefahr durch Darmkeime
Coliforme Bakterien (Coli-Bakterien, Koli-Bakterien) wie E. coli (Escherichia coli) gehören zur Familie der Enterobacteriaceae. Viele coliforme Bakterien sind natürlicher Bestandteil der Darmflora von Menschen und Tieren. Neben diesen Arten fäkalen Ursprungs gibt es auch Bakterien der Familie, die ausschließlich in der Umwelt vorkommen (umweltcoliforme Bakterien).1 Werden coliforme Bakterien über das Trinkwasser oder die Nahrung aufgenommen, können diese beispielsweise schwere Durchfallerkrankungen, weitere Infektionen sowie Organschäden (z. B. Nieren) auslösen. Ein verstärktes Risiko geht von enterohämorrhagischen Escherichia coli, kurz EHEC, aus. Diese E.coli-Stämme lösen mitunter Nierenversagen durch das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) aus. Besonders gefährdet durch Coli-Bakterien sind generell Personen mit einem geschwächten Immunsystem sowie Schwangere, kleine Kinder und ältere Menschen.2, 3
Coliforme Keime im Trinkwasser dienen als ein Indikatorparameter für fäkale und nicht fäkale Verunreinigungen. Eine mögliche Kontaminationsquelle für coliforme Bakterien sind Einträge von Fäkalien in das Leitungsnetz durch Rohrbrüche, Hochwasserlagen, Defekte und Störungen bei der Wasseraufbereitung etc. Selten gelangen die Keime auch innerhalb der Hausinstallation durch zum Beispiel Risse in Rohren oder Ablösungen aus Biofilmen in das Leitungswasser.1 Für E. coli gilt laut Trinkwasserverordnung(TrinkwV) ein Grenzwert von 0 KBE (koloniebildende Einheiten) pro 100 ml.1, 2
Weitere Informationen zu Coli-Bakterien im Trinkwasser erhalten Sie in unserem Ratgeber „Coli-Bakterien im Wasser – Gefahren und Abhilfe“.

Pseudomonas aeruginosa – „Krankenhauskeim“ im Trinkwasser
Pseudomonaden sind eine Gattung stäbchenförmiger Bakterien, die in der Umwelt weit verbreitet sind und zum Beispiel in Gewässern vorkommen. Einer der häufigsten Pseudomonaden-Vertreter ist Pseudomonas aeruginosa. Der Keim ist fakultativ-pathogen. Er ruft im Gegensatz zu obligat-pathogenen Keimen daher in der Regel nur bei einer Immunschwäche ernsthafte Erkrankungen hervor.4 Ist dies der Fall, können die Bakterien unter anderem zu teilweise schweren Infektionen wie Lungen- und Augenentzündungen sowie Harnwegsinfektionen führen. Manchmal kommt es als Infektionsfolge zu einer Blutvergiftung (Sepsis). Ein besonders hohes Infektionsrisiko mit Pseudomonas aeruginosa besteht in Krankenhäusern. Deshalb wird das feuchtigkeitsliebende Bakterium auch zu den „Krankenhauskeimen“ gezählt. Pseudomonas aeruginosa ist sehr widerstandsfähig bzw. resistent gegen viele Antibiotika und Desinfektionsmittel.5, 6
Pseudomonas aeruginosa gelangt mitunter beispielsweise durch Baumaßnahmen oder Schäden am Trinkwassernetz, kontaminierte Bestandteile des Trinkwassernetzes wie Wasserhähne oder Dichtungen sowie allgemeine Schmutzeinträge in das Trinkwasser. Das Bakterium kann Biofilme in Installationskomponenten wie Wasserrohren bilden. Begünstigt wird die Verbreitung von Pseudomonas aeruginosa im Trinkwasser unter anderem durch Stagnationswasser und erhöhte Temperaturen im Kaltwasserbereich.7 Der Grenzwert für Pseudomonas aeruginosa im Trinkwasser beträgt 0 KBE (koloniebildende Einheiten) pro 100 ml.8
Unser Ratgeber „Pseudomonas Aeruginosa im Trinkwasser“ hält für Sie viele weitere Informationen zu dem Bakterium bereit.

Enterokokken im Trinkwasser – Risiko durch Darmkeime?
Enterokokken sind grampositive Bakterien (blaue Färbung unter Lichtmikroskop bei „Gram-Färbung-Test“ mit Iod), die zur Ordnung der Milchsäurebakterien gehören. Enterokokken sind in der Umwelt sehr weit verbreitet. So kommen diese unter anderem natürlich in der Dickdarmflora von Menschen und Tieren, im Erdboden sowie in Gewässern vor. Bisher sind über 17 Arten von Enterokokken bekannt. Enterokokken lösen keineswegs immer Erkrankungen aus. So werden einige Spezies der Bakterien sogar zu Fermentations- und Reifeprozessen von Lebensmitteln wie bestimmten Käsesorten eingesetzt. Insbesondere bei einem geschwächtem Immunsystem können Enterokokken allerdings auch Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen, Herzklappenentzündungen und Bauchfellentzündungen auslösen. Dies gilt besonders für die Spezies Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium. Meistens sind Verschleppungen aus dem Darmbereich für Enterokokken-Infektionen verantwortlich. In seltenen Fällen können jedoch ebenso oral über das Trinkwasser aufgenommene Enterokokken Erkrankungen verursachen.9, 10
Enterokokken zählen neben coliformen Bakterien zu den Indikatorparametern bzw. Indikatorkeimen für fäkale Verunreinigungen von Trinkwasser.11 Wie coliforme Bakterien können Enterokokken unter anderem durch Schmutz- und Fäkalieneinträge infolge von zum Beispiel defekten Rohrleitungen und Überschwemmungen in das Trinkwassernetz gelangen. Kadaver von Kleintieren, verunreinigte Filter etc. zählen bei privat betriebenen Brunnen zu den möglichen Keimquellen. Der Grenzwert für Enterokokken im Trinkwasser beträgt 0 KBE (koloniebildende Einheiten) pro 100 ml.12
Weiterführende Informationen zu Enterokokken und deren Risiken im Trinkwasser erhalten Sie in unserem Ratgeber „Enterokokken im Trinkwasser – eine unsichtbare Gefahr?“.

Legionellen im Wasser – Risiko beim Duschen
Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die in geringen Konzentrationen oft natürlich in Grund- und Oberflächenwasser und somit auch in Leitungs- und Brunnenwasser vorkommen können. Gesundheitsrisiken gehen von Legionellen in der Regel nur aus, wenn sich die Keime stark vermehren. Dazu kommt es häufig in Stagnationswasser mit einer Temperatur von ca. 25 bis 45 °C.13 Ein hohes Infektionsrisiko geht von eingeatmeten, mit Legionellen kontaminierten feinsten Wassertropfen (Aerosole) aus. Diese bilden sich zum Beispiel verstärkt beim Duschen, in einigen Luftbefeuchtern und Klimaanlagen, sowie beim Saunieren (Aufgüsse) und dem Betrieb von Sprudeldüsen in Whirlpools.14
Bei starkem Immunsystem können Infektionen mit Legionellen teilweise symptomlos oder „nur“ mit leichten grippeähnlichen Symptomen (Pontiac-Fieber) verlaufen. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt (z. B. durch hohes Alter, Diabetes, Rauchen, Lungenerkrankungen), sind durch die Keime jedoch auch lebensbedrohliche oder sogar tödliche Folgen wie die Legionärskrankheit (Legionellose) möglich.14 Bei Legionellenkonzentrationen von mindestens 100 KBE pro 100 ml ist der technische Maßnahmenwert nach Trinkwasserverordnung (TrinkwV) erreicht. Es müssen dann insbesondere sofort die „Anlageneinstellungen kontrolliert und notwendige Wartungsarbeiten vorgenommen werden“. Weitere Maßnahmen und Nutzungsbeschränkungen wie Duschverbote werden ab Konzentrationen größer 1.000 bzw. 10.000 (Gefahrenwert) pro 100 ml erforderlich.15
Weitere Informationen zu Legionellen im Trinkwasser bietet unser Ratgeber „Legionellen im Trinkwasser? –So erkennen Sie die Gefahr!“.

Biofilme in Rohrleitungen – Quelle und Rückzugsort für Keime
Biofilme sind Lebensgemeinschaften von Bakterien, Pilzen oder Algen. Ein charakteristisches Kennzeichen von Biofilmen ist der Schutz der Zellen durch eine mikrobiell induzierte Matrix aus Proteinen, Lipiden, Polysacchariden und extrazellulärer DNA. Dadurch sind die „Bewohner“ des Biofilms gut vor chemischen und physikalischen Einflüssen wie Temperaturschwankungen, Desinfektionslösungen und Antibiotika geschützt. Biofilme in Wasser-Installationskomponenten wie Rohrleitungen können auch Rückzugsorte bzw. Quellen für die in diesem Artikel genannten Keime sein.16
Weitere Informationen zu Biofilmen in Wasserleitungen und Tipps zu deren Vermeidung und Beseitigung erhalten Sie in unserem Ratgeber „Biofilm in der Wasserleitung? – So entfernen Sie ihn!“.

Schon gewusst?
Um das Risiko einer Infektion mit Legionellen beim Duschen zu reduzieren, können spezielle Legionellenfilter am Duschkopf montiert werden. Die Filter sind aber ebenso für einzelne Wasserhähne erhältlich. Weitere Informationen zu den Filtern bietet unser Ratgeber „Legionellenfilter: Was können diese leisten? Welche Kaufkriterien sind wichtig?“.

Keimbelastung von Leitungswasser mit Wassertests prüfen lassen
Unser breites Angebot an Trinkwassertests bietet auch Tests auf verschiedene der in diesem Artikel genannten Keime. Darunter sind zum Beispiel der Wassertest Pseudomonas aeruginosa die Wasseranalyse Enterokokken sowie der Legionellen Test für Leitungswasser. Coliforme Bakterien deckt der Wassertest Bakterien ab.
Die Probenahmen für unsere Tests können Sie übrigens ganz einfach selbst vornehmen. Nach Probeneinsendung per Post erfolgt die Auswertung in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
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1Vgl.: Landesamt für Verbraucherschutz, Sachsen-Anhalt: Escherichia coli (E. coli). 2025.
2Vgl.: Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Österreich: E. coli Infektionen (VTEC, STEC, EHEC). 2024
3Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Escherichia coli. 2024.
4Vgl.: Deutsches Zentrum für Immunforschung: Pathogen. 2025.
5Vgl.: Steiermärkische Krankenanstalten, Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie: Wasserhygiene- Legionellen und Pseudomonas aeruginosa in wasserführenden Systemen. 2023.
6Vgl.: Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung: Pseudomonas aeruginosa – ein Biofilm-Spezialist. 2024.
7Vgl.: Umweltbundesamt: Empfehlung des Umweltbundesamtes Empfehlung zu erforderlichen Untersuchungen auf Pseudomonas aeruginosa, zur Risikoeinschätzung und zu Maßnahmen beim Nachweis im Trinkwasser. 2017.
8Vgl.: Landkreis Würzburg: Pseudomonaden im Hochbehälter Galgenberg nachgewiesen; Gesundheitsamt und Trinkwasserversorger haben bereits Maßnahmen ergriffen. 2024.
9Vgl.: MSD Manual: Enterokokken-Infektionen. 2023.
10Vgl.: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit: Enterokokken. 2024.
11Vgl.: Gesundheitsamt Landeshauptstadt Stuttgart: Informationen zu mikrobiologischen Parametern und deren Überschreitung in Trinkwasser-Installationen. 2023.
12Vgl.: Bundesgesetzblatt: Zweite Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung. 2023.
13Vgl.: Robert Koch-Institut: Legionellose, RKI-Ratgeber. 2019.
14Vgl.: AOK: Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten. 2023.
15Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Legionellen – die am häufigsten gestellten Fragen. 2024.
16Vgl.: Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB: Biofilme – Vermeiden, nutzen und kontrollieren. 2025.