Biofilm in der Wasserleitung? – So entfernen Sie ihn!
Biofilme in Leitungen bilden eine ideale Lebensgrundlage für Mikroorganismen aller Art. Dort finden diese ideale Nährstoff- und Wachstumsbedingungen sowie Schutz vor chemischen und thermischen Einflüssen - sogar vor den Einwirkungen durch Antibiotika!1
Lesen Sie hier, wie es zur Bildung von Biofilmen in Leitungen kommt und was Sie dagegen tun können.
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Inhalt
Was sind Biofilme in Leitungen?
Wissenschaftler der Lund University in Schweden haben Leitungswasser untersucht und dabei entdeckt, dass ein Glas scheinbar klaren Trinkwassers bis zu zehn Millionen Bakterien enthalten kann.2 Diese Bakterien leben in Biofilmen, die sich an der Innenwand von Wasserleitungen anheften. In den untersuchten Wasserleitungen fanden sich bis zu 1000 verschiedene Bakterienarten.2
Biofilme sind eine Ansammlung mehrerer Zellen zu einer Kolonie bzw. einem Komplex. Dieser Zellkomplex wiederum ist von einer organischen Matrix umgeben, die die Zellen vor Angriffen von außen schützt. Solche Angriffe können chemischer oder thermischer Natur sein. Auch Resistenzen gegen Antibiotika sind bekannt.1 In Untersuchungen wurde beispielsweise die Wirkung von Peressigsäure, Chlorhexidin oder Natriumhypochlorit auf Biofilme untersucht. Als spannendes Ergebnis kam heraus, dass diese und andere biozide Wirkstoffe einen Biofilm nur unwesentlich verringern und teilweise sogar dessen Bildung fördern.5
Der Biofilm stellt damit die Grundlage für ein starkes Wachstum der Bakterien dar. Nicht umsonst kommen in der Natur kaum freischwimmende Mikroorganismen vor.1
Die im Biofilm lebenden Mikroorganismen können durch das Leitungswasser auch auf den Menschen übergehen und sind für eine Vielzahl von Infektionen verantwortlich. Ein Beispiel sind Legionellen die in Biofilmen wachsen und durch Aerosole, kleinste Wassertröpfchen in der Luft, eingeatmet werden.
Alles zum Thema Legionellen abtöten und vermeiden und unsere praktische Checkliste für zuhause finden Sie hier:
In Deutschland wird die Qualität des Trinkwassers bis zu Ihrem Hausanschluss streng überwacht und muss den Vorgaben der Deutschen Trinkwasserverordnung entsprechen. Ab dem Übergabepunkt ist jedoch der Hauseigentümer für die Qualität des Wassers zuständig – somit auch für die Überwachung der Grenzwerte laut Trinkwasserverordnung innerhalb der Hausinstallation. Biofilme in Ihren Leitungen führen in der Regel zu einer beachtlichen Überschreitung der Grenzwerte mikrobakterieller Parameter wie der Gesamtkeimzahl und damit verbunden zu einem Gesundheitsrisiko.
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Wie entsteht ein Biofilm in der Wasserleitung?
Damit ein Biofilm entstehen kann, müssen verschiedene Voraussetzungen gegeben sein: Zum einen braucht es eine ‚Grenzfläche‘, zum Beispiel die Oberfläche der Innenwand Ihrer Wasserleitung. Zum anderen ist Wasser nötig, in dem sich Mikroorganismen befinden. Obgleich die Wasserqualität in Deutschland hervorragend ist, kommt das Wasser naturgemäß nicht steril bei Ihnen an. Es befinden sich also immer einige Mikroorganismen in Ihren Leitungen.
Die Bildung eines Biofilms verläuft dynamisch und hat sich erst einmal eine Möglichkeit der Anheftung für Mikroorganismen ergeben, vermehren sich diese rasch.
Biofilm-begünstigende Faktoren auf einen Blick:
❗ Wassertemperaturen zwischen 20 und 55 °C
❗ geringer Wasseraustausch (Stagnationswasser)
❗ geringe Durchströmung (zu niedriger Wasserdruck)
❗ vorhandene Nährstoffe
Begünstigt wird die Bildung eines Biofilms durch eine höhere Rauigkeit an der Oberfläche (raue Stellen innerhalb der Rohrleitung) und durch das Vorhandensein von hydrophoben und unpolaren Oberflächen.
Biofilme präsentieren sich als gallertartige, schleimige Beläge, die auch von Pools oder Planschbecken bekannt sind. Sie beginnen meist an einer Stelle und breiten sich, wenn sie nicht rechtzeitig beseitigt werden, in alle Richtungen aus. Dabei bilden sich dreidimensionale Plateaus aus Biomasse, die nach oben wachsen. Es bilden sich mehrere Schichten.4 Werden diese Plateaus zu hoch, werden sie durch das durchströmende Wasser weggerissen. Die Bakterien werden frei und heften sich erneut an. Wird der Prozess nicht gestört, läuft er beständig weiter und sorgt für ein enormes Bakterienwachstum.
Die Entstehung eines Biofilms grafisch dargestellt:
Wie gefährlich sind Biofilme in Wasserleitungen?
Biofilme sind der Lebensraum für zahlreiche Bakterien, die sich hier ungehindert vermehren können. Durch den Konsum des Leitungswassers beim Trinken oder Kochen geraten diese Bakterien in den menschlichen Organismus und können dort teils schwere Infektionen auslösen. Ein Beispiele für einen solche Bakterien sind Pseudomonas Aeruginosa oder Legionellen.
Diese Bakterien profitieren von der Schleimschicht des Biofilms, der sie vor äußeren Einflüssen schützt.
Auch Tierhalter kennen die Gefahren von Biofilmen und sich dort einnistenden Keimen. Dabei zeigen sich Probleme oft nur schleichend wie beispielsweise durch unerklärbare Durchfälle bei Nutztieren, die auch unter tierärztlicher Behandlung nicht dauerhaft abklingen oder nach Absetzen der medikamentösen Behandlung wieder auftreten.6
Eine Ausnahme bildet Escherichia Coli: Diese Bakterien vermehren sich in der Regel nicht in Biofilmen in Leitungen, sondern sind meist auf einen Eintrag von außen zurückzuführen. Findet dieser nicht mehr statt, geht auch die Anzahl der E. Coli-Bakterien zurück.7
So erkennen Sie eine Belastung durch Keime in Ihren Wasserleitungen
Um mikrobakterielle Belastungen Ihres Trinkwassers zuverlässig zu erkennen, sind Geschmacks- und Geruchsproben nur sehr beschränkt aussagekräftig. Derart erkennbare Veränderungen zeigen meist eine bereits gravierende Beeinträchtigung der Qualität. Die Keimbelastung hingegen lässt sich schon frühzeitig mit entsprechenden Wassertests nachweisen:
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Hilfreiche Sofortmaßnahmen: So lassen sich Biofilme aus Leitungen entfernen
Hat sich ein Biofilm in der Leitung gebildet, reicht eine Spülung zur Entfernung in der Regel nicht aus. Der Biofilm wird dabei nicht zerstört und entlässt kurze Zeit nach der Spülung erneut Bakterien in die Rohre, was zu einer raschen neuerlichen Belastung führt. Mehr noch, eine Spülung kann zur Verdichtung des Biofilms und damit zu einer erhöhten Resistenz gegenüber Reinigungsmaßnahmen führen.15
Zur vollständigen Entfernung ist es daher meist notwendig, Fachunternehmen zu Rate zu ziehen.
Eine bewährte Methode zur Beseitigung von Biofilmen in Leitungen ist zum Beispiel die Wasserentkeimung mit sog. „Vollmetallkatalysatoren“ in Verbindung mit geringem Einsatz an Wasserstoffperoxid.14 Auch der Einsatz von Chlordioxid führt zu einem guten Abbau der Biofilme. Durch chemische Reinigungen wird der Biofilm selbst angegriffen und im Verlauf der Maßnahme entfernt. Anschließend wird, um einer erneuten Vermehrung der Mikroorganismen vorzubeugen, die Leitung desinfiziert.
Prävention ist bei der Biofilmbekämpfung daher von entscheidender Wichtigkeit.
Mögliche Langzeitmaßnahmen: So vermeiden Sie Biofilme in Leitungen
Überprüfen Sie die Qualität Ihres Trinkwassers regelmäßig mit einem geeigneten Wassertest. Zudem gibt es Maßnahmen, die eine Biofilmbildung nachhaltig eindämmen10:
Gegen mikrobakterielle Belastungen
Entfernung problematischer Bauteile aus der Trinkwasserinstallation (raue Oberflächen, Strömungshindernisse), regelmäßige Desinfektion, Nutzung einer Legionellenschaltung
Gegen Stagnation von Kaltwasser
Aus- oder Abbau nicht genutzter Leitungen und Entnahmestellen, Ablaufenlassen nach längerer Nichtbenutzung
Gegen hohe Wärmeverluste über die Leitungen
Dämmung von Warmwasserleitungen erneuern oder in Stand setzen
Gegen zu niedrige Wassertemperaturen
Speicheraustrittstemperatur erhöhen, Herstellung einer Temperaturkonstanz, Erhöhung der Wärmetauscherleistung
Gegen zu warmes Kaltwasser
Austausch des Rückflussverhinderers oder der kompletten Armatur, Erneuerung der Kaltwasserdämmung
Um eine Ausbreitung von Legionellen im Biofilm zu vermeiden, ist eine sogenannte Legionellenschaltung sinnvoll. Dabei handelt es sich um eine thermische Desinfektion in bestimmten zeitlichen Intervallen. Das gesamte Warmwasserleitungsnetz, der Trinkwassererwärmer und die Entnahmearmaturen werden dabei für mindestens drei Minuten auf über 70 °C erhitzt. Alle Auslaufarmaturen müssen dabei geöffnet sein. Diese Maßnahme ist jedoch mit einigen Nachteilen verbunden, auch wenn Legionellen damit zuverlässig abgetötet werden. Zum einen wird der Biofilm als Grundlage für die neuerliche Besiedlung der Oberflächen nicht zerstört, damit ist eine schnelle Wiederverkeimung möglich. Bei ungeeigneten Rohrmaterialien kann es zu schnellem Verschleiß, Spannungsbrüchen und einer rascheren Korrosion kommen. Zudem ist die Verbrühungsgefahr sehr groß. Aufwand und Nutzen stehen daher in einem kritischen Verhältnis zueinander.11
Wichtig ist des Weiteren, den Nährstoffeintrag in die Trinkwasserinstallation zu reduzieren. Dies beginnt bereits bei der eigentlichen Installation und damit bei der Auswahl der Wasserleitungen. Die verwendeten Produkte und Werkstoffe müssen den technischen, mechanischen und hygienischen Anforderungen nach §17 der Trinkwasserverordnung entsprechen. Welche Anforderungen gelten, wird in der „Bewertungsgrundlage für Kunststoffe und andere organische Materialien im Kontakt mit Trinkwasser“ erläutert. Die verwendeten Werkstoffe dürfen keine Stoffe ins Trinkwasser abgeben, die den Mikroorganismen als Nahrung dienen können. Zudem sind Schmutzeinträge von außen zu vermeiden, gerade sie sind häufig die Ursache für eine Verkeimung.12
Wussten Sie, ..?
… dass Mikroorganismen Wohngemeinschaften bilden? Die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung haben herausgefunden, dass die im Wasser lebenden Keime zwar Einzelgänger (und gute Schwimmer!) sind, dass sie auf großen Oberflächen wie den Rohrinnenseiten einer Wasserleitung aber eine perfekte WG bilden. Die Keime werden sesshaft und können sogar mit anderen Bakterien kommunizieren. Dafür senden sie bestimmte Moleküle aus und tun damit kund, dass sie soeben eine neue WG gründen. Flugs folgen andere Keime diesem chemischen Funksignal, das Forscher als „Quorum sensing“ bezeichnen. Die WG lebt einige Zeit zusammen, doch nach und nach lösen sich einzelne Bakterien aus der Gemeinschaft, die sich im Biofilm häuslich niedergelassen hat. Damit entstehen chronische Infektionen bei menschlichen und tierischen Nutzern des Trinkwassers.13
Die wichtigsten Fakten zu Biofilmen in Leitungen
Was sind Biofilme?
Ein Biofilm ist eine Kolonie von Mikroorganismen, die sich an eine Grenzschicht angehaftet hat und von einer Matrix umgeben und geschützt ist. In Leitungen zeigen sich Biofilme als schleimige Schicht z.B. an der Rohrwand.
Biofilme sind verantwortlich für …
… die Beeinträchtigung der hygienischen Qualität des Trinkwassers und für eine starke Keimvermehrung sowie den fehlenden Erfolg von Spülungen und thermischen Reinigungen der Leitungen gegen Keimbelastungen.
Biofilme bilde sich verstärkt durch …
… geringe Durchströmung
… stagnierendes Wasser
… hohe Nährstoffeinträge
… Wassertemperaturen zwischen 20 und 55 °C
Biofilme als ideale Basis für die Ansiedlung von z.B. …
Entfernung des Biofilms durch …
… chemische Desinfektion
… Spülung mit starkem Wasserdruck und hohen Temperaturen (nur eingeschränkt wirksam)
… Austausch der Rohrleitungen
Die richtige Analyse …
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Hätten Sie gewusst, dass Sie das Wasser aus Ihrer Hausinstallation nach einigen Tagen der Abwesenheit nicht mehr genießen sollten? Stagnierendes Wasser bildet eine ideale Grundlage für Keime, die sich nun ungestört entwickeln können. Entfernen Sie Stagnationswasser daher durch Öffnen aller Wasserhähne und Duschen und mehrminütiges Laufenlassen des Wassers.
Quellen
1 Vgl.: Zwickl, A., FH Campus Wien: Charakterisierung von Biofilmen sowie des Effektes von Desinfektionsmitteln auf das Biofilmwachstum. 2020.
2 Vgl.: Welt.de: Gute Keime in der Wasserleitung. 2016.
3 Vgl.: Ärzteblatt:de: Legionelleninfektionen in Deutschland: Größter Ausbruch in Deutschland. 2013.
4 Vgl.: Hartmann Science Center: Biofilm.
5 Vgl.: Thieme Connect: Biozide Wirkstoffe und Biofilm – Entwicklung, Fixierung und Entfernung. 2019.
6 Vgl.: Landwirtschaftskammer.de: Biofilm - die Keimbombe im Tränkesystem. 2005.
7 Vgl.: Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW): Erkennen und Beseitigen der Ursachen mikrobiologischer Güteveränderungen.
8 Vgl.: Stadt Zürich: Das kleine Einmaleins der Trinkwasserkeime.
9 Vgl.: Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW): Desinfektion von Trinkwasser-Installationen zur Beseitigung mikrobieller Kontaminationen. 2009.
10 Vgl.: Umweltbundesamt: Empfehlungen für die Durchführung einer Gefährdungsanalyse gemäß Trinkwasserverordnung. 2012.
11 Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Legionellen - die am häufigsten gestellten Fragen.
12 Vgl.: Umweltbundesamt: Bewertungsgrundlage für Kunststoffe und andere organische Materialien im Kontakt mit Trinkwasser. 2022.
13 Vgl.: Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung: Biofilme - Ein Leben im Schleim.
14Vgl.: Jürgen Koppe, Stefan Winkens: Vollumfängliche Einhaltung der VDI 6022 – Möglich durch Festkörper-Katalysatoren bei der H2O2-Desinfektion von Luftbefeuchtern. In: HLH Lüftung/Klima, Heizung/Sanitär, Gebäudetechnik. Bd. 59, Nr. 2, 2008. Zitiert nach Biologie-Seite: Biofilm.
15Vgl.: Mathieu, L. et al.: Drinking water biofilm cohesiveness changes under chlorination or hydrodynamic stress. In: Water Reserch. Bd. 55, 2014. S. 175–184.