
Kalkfilter Trinkwasser: Wann können diese sinnvoll sein? Welche Modelle & Filtertechniken gibt es?
Kalkfilter für Trinkwasser sind aus gesundheitlichen Gründen nicht nötig. Bei hoher Wasserhärte können die Filter allerdings unter anderem die Bildung von Kalkablagerungen in Bad, Waschmaschine oder Wasserkocher verringern. Mit welchen Filtertechniken arbeiten Kalkfilter? Welche Modelle gibt es für Wasserhahn, Dusche und Hausanschluss? Warum werden Wasserfilter gegen Kalk mitunter zu einem Gesundheitsrisiko? Die Antworten und viele weitere Infos und Tipps zu Kalkfiltern erhalten Sie in unserem nachfolgenden Praxis-Ratgeber. (Stand Dezember 2024).
Inhalt

Trinkwasser Kalkfilter – sind diese aus gesundheitlichen Gründen notwendig?
In Deutschland unterliegt die Trinkwasserversorgung den Richtlinien und strengen Vorschriften der Trinkwasserverordnung. Diese garantiert zumindest bis zum Hausanschluss gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser. Gelegentlich kommt es auf den letzten Metern des Leitungswassers durch die Hausinstallation zu Schadstoff- oder Keimbelastungen. Wasserhärte und „Kalkgehalt“ des Wassers werden dadurch aber in der Regel nicht beeinflusst. Bei einer Wasserversorgung über einen eigenen Brunnen müssen die Richtlinien und Grenzwerte der Trinkwasserverordnung ebenfalls eingehalten werden. Weiterhin kann die Entfernung bzw. Reduzierung von lebenswichtigen Mineralstoffen wie Calcium und Magnesium durch eine Wasserenthärtung bzw. Kalkfilter gesundheitlich kontraproduktiv sein. Aus allein gesundheitlichen Gründen ist nach einer Stellungnahme des Bundesumweltamtes eine Nachbehandlung des Trinkwassers bei zentraler Wasserversorgung bis auf wenige Ausnahmen folglich nicht nötig bzw. empfehlenswert. Die Risiken (z. B. Keimbelastung durch Fehlbedienung) überwiegen hier meist mögliche Vorteile.1, 2, 3

Kalkfilter und Wasserenthärtung – technische Gründe und persönliche Vorlieben können dafür sprechen
Aus technischen Gründen können Kalkfilter bzw. eine Wasserenthärtung bei einer Wasserhärte über 14 °dH Sinn machen.2 So bilden sich bei verringerter Wasserhärte nicht so schnell Kalkablagerungen in zum Beispiel Warmwasserbereitern, Wasserkochern und Waschmaschinen. Außerdem reduziert sich der Verbrauch von Waschmitteln. Der Putzaufwand sinkt durch verminderte Kalkflecken auf Armaturen, Badezimmer-Fliesen, Duschtüren etc. ebenfalls. Haarshampoo und Seife schäumen bei weicherem Wasser besser.3 Ob „entkalktes“ Wasser besser schmeckt, ist eine Frage des subjektiven Geschmacksempfindens. Oft wird sogar mineralhaltiges, hartes Wasser als geschmacksintensiver und frischer empfunden. Weicheres Wasser soll dagegen für die Kaffee- und Teezubereitung aufgrund des neutraleren Geschmacks besser geeignet sein. Zudem bildet kalkarmes Wasser keine Teehaut.

Kalkhaltiges Leitungswasser, weiches Wasser, Wasserhärte – was bedeutet das?
In den vorherigen Absätzen wurden Begriffe wie „kalkhaltiges Wasser“, „hartes Wasser“, „weiches Wasser“ und „Wasserhärte“ benutzt. Was bedeuten diese? Gibt es Grenzwerte für den Kalkgehalt im Wasser?
Nach dem Wasch- und Reinigungsmittelgesetz wird die Wasserhärte in die Härtegrade „weich“ (weniger als 8,4 °dH, weniger als 1,5 Millimol Calciumcarbonat/Liter), „mittel“ (8,4 bis 14 °dH, 1,5 bis 2,5 Millimol Calciumcarbonat/Liter) und „hart“ (mehr als 14 °dH, mehr als 2,5 Millimol Calciumcarbonat/Liter) eingeteilt. Dabei steht „°dH“ für Grad deutscher Härte (Gesamthärte). Die Wasserhärte hängt ganz überwiegend von der Menge der im Wasser gelösten Mineralstoffe Calcium und Magnesium ab. Diese Härtebildner sind natürlich vorkommende Mineralstoffe, die vom Wasser in unterschiedlichen Konzentrationen aus Boden- und Gesteinsschichten ausgewaschen werden. Je höher der Magnesium- und Calciumgehalt im Wasser ist, desto höher ist auch die Wasserhärte. Die deutsche Trinkwasserverordnung gibt für die Wasserhärte keinen Grenzwert vor. Viele weitere interessante Informationen zur Wasserhärte und hartem Wasser erhalten Sie in unserem Ratgeber „Hartes Wasser – Die Folgen von hartem Leitungswasser erklärt!“.
Wichtig zu wissen: Wie hoch die Wasserhärte Ihres Leitungswasser ist, erfahren Sie von Ihrem Wasserversorger (z. B. Internetauftritt, Hotline). Betreiber eigener Brunnen können diese zum Beispiel mit unserem Brunnenwassertest Chemisch bestimmen lassen.

Dusche, Wasserhahn oder Hausanschluss? Mögliche Einsatzorte von Filtern gegen Kalk
Kalkfilter können, je nach Modell, an verschiedenen Orten montiert werden:
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Kalkfilter Dusche: Die meisten Kalkfilter für die Dusche werden zwischen Mischbatterie und Duschkopf montiert. Achten Sie darauf, dass die Filter für kaltes und warmes Wasser geeignet sind. Weiterhin sollte die Durchlaufmenge ausreichend groß sein. 20 Liter pro Minute sind hier ein guter Wert. Gerade bei häufiger Nutzung sind auch die empfohlenen Wechselintervalle für den Filter ein wichtiges Kaufkriterium. Moderne Duschköpfe haben etwa einen Wasserdurchfluss von 12 bis 15 Litern pro Minute. Abhängig von der täglichen Gesamtduschzeit sollte der Kalkfilter folglich nicht schon nach wenigen tausend Litern Durchfluss gewechselt werden müssen. Für Familien sind deshalb Filter mit mindestens 8.000 bis 10.000 Litern maximaler Filterleistung zu empfehlen. Die allermeisten Duscharmaturen verfügen standardmäßig über ½ Zoll Gewinde. Dazu sollte auch das Filtergewinde passen. Durch Kalkfilter enthärtetes Duschwasser kann für Haut und Haare vorteilhaft sein, da Kalkrückstände unter anderem Haut- und Kopfhaut austrocknen sowie Poren verstopfen können.4 Zudem reagiert die Haarstruktur selbst mitunter empfindlich auf zu hartes Wasser. Für den regelmäßigen Austausch von Filterpatrone bzw. des gesamten Filters fallen laufende Kosten an.
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Kalkfilter Wasserhahn: Kalkfilter für den Wasserhahn sind zur platzsparenden Montage direkt am Auslass des Wasserhahns (Aufsatz-Filter) oder zur Installation unterhalb des Wasserhahns (Untertisch-Filter) verfügbar. Teilweise werden die Filter ebenso als kombinierte Filter angeboten, die zum Beispiel auch Chlor und Keime aus dem Wasser filtern sollen. Besonders bei solchen Angaben bzw. „Versprechen“ sollten Sie jedoch genau recherchieren bzw. sich von einem Fachbetrieb beraten lassen, da deratige Kombifilter hohe Ansprüche an die Filtertechnologie stellen. Eine Wasserenthärtung direkt am Wasserhahn hat den Vorteil, dass hier gezielt und relativ kostensparend Wasser für spezielle Anwendungen entnommen werden kann, die von weicherem Wasser profitieren. Dazu zählt zum Beispiel die Tee- und Kaffeezubereitung (Kalkfilter Wasserhahn Küche) oder die Bereitung von enthärtetem Wasser für die Waschmaschine (Kalkfilter Zulauf Waschmaschine). Analog zum Kalkfilter für die Dusche sollten Sie auch bei Kalkfiltern für den Wasserhahn auf Kaufkriterien wie maximale Filterleistung und einen ausreichenden Wasserdurchfluss achten.
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Kalkfilter Hausanschluss: Wasser direkt am Hausanschluss zu entkalken hat den Vorteil, dass sämtliche Entnahmestellen mit weichem Wasser versorgt werden und zusätzlich die Komponenten der Hausinstallation vor Kalkablagerungen geschützt werden. Zu den Nachteilen dieser Methode zählen die oft hohen Kosten für Anschaffung und Montage der Entkalkungsanlage. Zudem fallen laufende Kosten für Filtermaterialien, Ionen-Austauscher-Salze und Strom (jeweils abhängig von Filtertechnologie) an. Weiterhin wird bei Kalkfiltern am Hausanschluss natürlich auch Wasser kostenintensiv entkalkt, das zum Beispiel für die Toilettenspülung oder als reines Trinkwasser genutzt wird. Wie bereits erwähnt, ist es gesundheitlich nicht förderlich bzw. sogar schädlich, stark entmineralisiertes Wasser als Trinkwasser zu nutzen. „Enthärtungsanlagen, die Bestandteil einer Trinkwasserinstallation sind, müssen gemäß § 13 der Trinkwasserverordnung nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik geplant, errichtet und betrieben werden.“2 Diese Vorgaben erfüllen, Anlagen die nach dem Regelwerk des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.) geprüft wurden. Montage, Betrieb und Wartung müssen ebenfalls den „anerkannten Regeln der Technik“ entsprechen.
Wichtig zu wissen: Viele Kalkfilter bzw. Filterpatronen haben vorgeschriebene zeitliche Wechselintervalle, auch wenn die maximale Filterleistung nach Litern noch lange nicht ausgeschöpft ist. Gängige Intervalle sind hier 3 oder 6 Monate. Werden diese Intervalle nicht eingehalten, kann es unter anderem zu einer Verkeimung der Filter kommen. Dies gilt ebenso, wenn durch die Filter über zu lange Zeiträume kein Wasser fließt (Herstellerangaben zu Nichtnutzung beachten).

Welche unterschiedlichen Filtertechnologien nutzen Kalkfilter?
Kalkfilter können mit verschiedenen Filtertechnologien arbeiten. Teilweise werden Filtertechniken auch miteinander kombiniert:
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Physikalisch/mechanische Filtration: Durch feinporige Granulate bzw. Filter sollen Kalkpartikel rein physikalisch ohne Zusatz von Wasseraufbereitungsstoffen zurückgehalten werden. Entsprechende Filter sind meist günstig in der Anschaffung und benötigen wenig Platz. Eine ausreichende Wirksamkeit ist jedoch nicht immer gegeben und die Wechselintervalle können kurz sein.
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Ionenaustausch: Beim Ionenaustausch werden im Wasser gelöste Ionen (Atome oder Moleküle mit elektrischer Ladung) gegen Natriumionen ausgetauscht. Auf diese Weise wird das Wasser enthärtet. Der Ionenaustausch erfolgt in der Regel durch ein mit Natriumionen „beladenes“ spezielles Harz. Durch den Ionenaustausch erhöht sich der Natriumgehalt („Salzgehalt“) des Wassers. Laut Trinkwasserverordnung liegt der Grenzwert bei 200 mg Natrium pro Liter. Dieser darf auch beim Ionenaustausch nicht überschritten werden.5 Ein zu hoher Natriumgehalt im Trinkwasser kann sich vor allem in Verbindung mit einer erhöhten Natriumaufnahme über die Nahrung negativ auf die Gesundheit auswirken.6 Ionenaustauscher benötigen laufend Regeneriersalz, dessen Verbrauch in einem Betriebsbuch protokolliert werden muss. Durch das salzhaltige Abwasser der Anlagen wird die Umwelt belastet. Weiterhin neigen die Anlagen bei langen Standzeiten und/oder mangelhafter Wartung oft zur Verkeimung.2
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Umkehrosmose: Bei der Umkehrosmose wird Wasser durch eine sehr feine Membran gepresst, die Härtebildner wie Calcium und Magnesium zurückhält. Verschiedenste Schadstoffe und Keime werden bei der Umkehrosmose in der Regel ebenfalls zurückgehalten. Allerdings neigen Umkehrosmosefilter trotz oft verbauter Keimsperre selbst zum Verkeimen. Wartungs-, Austausch- und Reinigungsintervalle müssen hier also genauestens eingehalten werden. Weiterhin haben Umkehrosmosefilter oft einen relativ hohen Stromverbrauch (wenn zusätzliche Pumpe verbaut) und produzieren bei der Filterung viel ungenutztes Abwasser, welches meist über einen Abwasserschlauch abgeführt werden muss.7 Durch die Umkehrosmose sinkt der pH-Wert des Wassers ab, was für einige Komponenten der Hausinstallation problematisch werden kann. Installation und Betrieb von Umkehrosmoseanlagen zur Entkalkung erfordern Fachwissen. Lassen Sie sich vor der Installation daher unbedingt von einem Fachbetrieb (z. B. Gas- und Wasserinstallateur) beraten. Weitere Informationen zur Umkehrosmose erhalten Sie in unserem Ratgeber „Osmosewasser – Was bringen Umkehrosmoseanlagen wirklich?“.
Wichtig zu wissen: Je wirksamer Kalkfilter bzw. Enthärtungsanlagen für Trinkwasser sind, desto stärker wird das Wasser entmineralisiert. Entsprechendes Wasser zu trinken oder für die Zubereitung von Lebensmitteln zu nutzen, kann negative gesundheitliche Folgen haben. Teilweise muss das Wasser dann vor der Nutzung als Trinkwasser wieder mineralisiert werden.8 Ob Ihr Trinkwasser noch einen ausreichenden Gehalt an Mineralstoffen aufweist, lässt sich unter anderem mit unserem Wassertest Chemisch: Schwermetalle + Mineralstoffe checken. Die Probenahme für den Test können Sie ganz einfach selbst vornehmen.

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Neben Kalk tritt auch Schimmel wegen der hohen Luftfeuchtigkeit häufig im Badezimmer auf. Wie Sie diesen im Bad effektiv entfernen, erfahren Sie in unserem Ratgeber „Schimmel im Bad entfernen – Alle Methoden erklärt!“.
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1Vgl.: Berliner Wasserbetriebe, Stellungnahme Bundesumweltamt: Risiken durch die Nachbehandlung von Trinkwasser in der Trinkwasser-Installation. 2021.
2Vgl.: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Wasserenthärtungsanlage: Wird durch Einbau das Leitungswasser belastet? 2024.
3Vgl.: Umweltbundesamt: Rund um das Trinkwasser. 2016.
4Vgl.: Dermasence: Nachgefragt: Trocknet kalkhaltiges Wasser die Haut aus? 2024.
5Vgl.: DVGW: Wasserbehandlung in der Trinkwasser-Installation. 2024.
6Vgl.: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Natrium. 2024.
7Vgl.: Verbraucherzentrale Hamburg: Muss ich Leitungswasser filtern? (Abschnitt „Umkehrosmose-Verfahren). 2024.
8Vgl.: Luzerner Kantonsspital: Trink-Wasser oder Osmose-Wasser? 2022.
9Vgl.: Deutsche Herzstiftung: Lässt Kalk im Trinkwasser das Herz verkalken? 2023.