
Pestizide im Trinkwasser: Herkunft & Belastung, Gesundheitsrisiken, Filter
Durch die Landwirtschaft und private Anwender gelangen jedes Jahr große Mengen Pestizide sowie deren Abbauprodukte in die Umwelt. Mittlerweile werden die Chemikalien auch in Grund- und Oberflächenwasser festgestellt. Wie hoch ist die Pestizidbelastung von deutschem Leitungs- und Brunnenwasser? Können Pestizide im Trinkwasser ein Gesundheitsrisiko darstellen? Ist der Einsatz von Wasserfiltern gegen Pestizide sinnvoll? Welche Filtertechniken wirken am besten gegen Pestizide? Die Antworten und viele weitere Infos zu diesem Themenbereich liefert Ihnen unser nachfolgender Ratgeber. (Stand Januar 2025).
Inhalt

Was sind Pestizide?
Nach einer Definition des Umweltbundesamtes sind Pestizide „Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln und Bioziden“. Pestizide werden weiter unterteilt in:1
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Herbizide (wirksam gegen bestimmte Pflanzen/Unkräuter)
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Insektizide (wirksam gegen bestimmte Insekten/Schädlinge)
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Fungizide (wirksam gegen bestimmte Pilze/Pilzerkrankungen)

Wie gelangen Pestizide in Trinkwasser?
Im Jahr 2022 waren in Deutschland bzw. der EU ca. 1.000 Pflanzenschutzmittel zugelassen, die einen oder mehrere Wirkstoffe enthalten können. Die Anzahl der eingesetzten Wirkstoffe lag 2022 bei 281 und die gesamte ausgebrachte Menge an Pestizid-Wirkstoffen in der deutschen Landwirtschaft liegt jährlich bei etwa 30.000 Tonnen.2 Dazu kommen jährlich noch einmal 500 Tonnen Pestizide, die in privaten Gärten eingesetzt werden.3
Die genannten Wirkstoff- und Ausbringungsmengen verdeutlichen die Dimension der Pestizidverwendung in Deutschland. Obwohl sich viele Pestizide in der Regel nach der Ausbringung durch Umwelteinflüsse abbauen, geschieht dies nicht sofort. So können die Wirkstoffe vor dem Abbau unter anderem durch Regen in zur Trinkwassergewinnung genutzte Oberflächengewässer ausgewaschen werden. Sickerwasser lässt Pestizide langsam ebenso in Grundwasser und somit auch potenzielle Trinkwasserleiter vordringen. Die genannten Eintragswege gelten ebenfalls für die Abbauprodukte (Metaboliten) der Pestizide.2

Wie hoch ist die Pestizidbelastung von Grund- und Trinkwasser?
Nach Untersuchungen des Bundesumweltamtes aus den Jahren 2017 bis 2021 sind Wirkstoffe von Pestiziden in fast 20 % aller Grundwasserproben nachweisbar. Abbauprodukte der Chemikalien wurden sogar an 72 % aller Messstellen festgestellt. Im Untersuchungszeitraum überschritten 3,6 % der Proben im oberflächennahen Grundwasser den gesetzlichen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (Wirkstoffe, relevante Metaboliten).2, 4
Wichtig zu wissen: Metaboliten von Pestiziden werden in relevante und nicht relevante Metaboliten unterschieden. Nicht relevante Metaboliten haben eine pestizide Aktivität von unter 50 % des Wirkstoffs – dennoch können sich diese „schädlich auf Ökosysteme auswirken.“2

Pestizide und Pestizid-Abbauprodukte in Leitungs- und Brunnenwasser – besteht ein Gesundheitsrisiko?
Wird der stoffunabhängige Grenzwert der Trinkwasserverordnung für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und deren relevante Metaboliten von 0,1 Mikrogramm (Einzelwirkstoffe) pro Liter Trinkwasser eingehalten, drohen nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft höchstwahrscheinlich keine Gesundheitsgefahren. Pestizide im Grundwasser kommen jedoch oft in Form ganzer „Cocktails“ von Pestizidrückständen und deren Abbauprodukten vor. Ob der Summengrenzwert für Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte von 0,5 Mikrogramm pro Liter vor den Auswirkungen der multiplen Belastungen die Gesundheit ausreichend schützt, ist teilweise umstritten bzw. Gegenstand der Forschung.5, 6, 7, 8
👉 Mehr zu den Symptomen, die durch Pestizide im Körper auftreten können.

Muss man Pestizide aus dem Trinkwasser filtern?
Bei zentraler Wasserversorgung ist es in der Regel nicht nötig, Pestizide aus Leitungswasser zu filtern. Die Wasserversorger müssen für die Einhaltung der Trinkwasserverordnung garantieren. Wie bereits erwähnt, schreibt diese auch Grenzwerte für die Pestizidbelastung vor. Generell ist nach einer Stellungnahme des Bundesumweltamtes eine Nachbehandlung des Trinkwassers bei zentraler Wasserversorgung bis auf wenige Ausnahmen aus gesundheitlichen Gründen nicht nötig bzw. empfehlenswert. Die Gesundheitsrisiken der Filter (z. B. Keimbelastung durch Fehlbedienung) überwiegen hier meist mögliche Vorteile.9
Wird eigenes Brunnenwasser als Trinkwasser genutzt, muss dieses ebenso den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen. Kommt es bei den vorgeschriebenen Wassertests bei zum Beispiel Pestiziden zu Grenzwertüberschreitungen, können geeignete Filter eine Möglichkeit zur Schadstoffreduzierung sein.10 Vertiefende Informationen zur Filterung von Brunnenwasser erhalten Sie in unserem Ratgeber „Brunnenwasser filtern – Schadstoffe, Gefahren und Lösungen“.

Welche Filtertechnologien sind gegen Pestizide im Wasser wirksam?
Wasserfilter gegen Pestizide können mit verschiedenen Filtertechnologien arbeiten:
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Aktivkohlefilter: Aktivkohle weist eine stark poröse Struktur mit unzähligen kleinen Poren und einer insgesamt sehr großen Oberfläche auf. Die Kohle besitzt die Fähigkeit, unter anderem viele Chemikalien wie Pestizide und deren Abbauprodukte zu adsorbieren (anlagern, binden).11 Bei Aktivkohlefiltern strömt das Wasser durch einen Aktivkohleblock oder ein Granulat. Achten Sie beim Kauf eines Aktivkohle-Wasserfilters gegen Pestizide darauf, dass dieser explizit zum Abfiltern von Pestiziden/Pestizid-Abbauprodukten geeignet ist. So gibt es teilweise starke Qualitätsunterschiede bei den Filtern sowie unterschiedliche „Arten“ von Aktivkohle. Neben Pestizidrückständen filtert geeignete Aktivkohle oft auch Schadstoffe wie PFAS („Ewigkeitschemikalien“) sowie Arzneimittelrückstände aus dem Wasser. Zu den Nachteilen von Aktivkohlefiltern zählen die teilweise häufigen Wechselintervalle der Filterkartusche bei starker Schadstoffbelastung. Weiterhin können die Filter bei mangelhafter Wartung bzw. versäumten Filterwechsel verkeimen.12 Aktivkohlefilter werden unter anderem als Tischwasserfilter und Filter für einzelne Wasserhähne (z. B. Küche) angeboten.
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Umkehrosmose: Bei der Umkehrosmose wird Wasser durch eine sehr feine Membran gepresst, die verschiedenste Schadstoffe wie Pestizidrückstände und Pestizid-Metaboliten zurückhält. Keime und im Wasser gelöste Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium können die Membran ebenfalls nicht passieren. Dadurch wird das Wasser entmineralisiert. Entsprechendes Wasser zu trinken, kann ein Gesundheitsrisiko darstellen. Deshalb muss osmotisch gefiltertes Wasser vor der Nutzung als Trinkwasser oft remineralisiert werden. Umkehrosmosefilter neigen trotz oft verbauter Keimsperre zum Verkeimen. Wartungs-, Austausch- und Reinigungsintervalle müssen hier also genauestens eingehalten werden. Weiterhin haben Umkehrosmosefilter oft einen relativ hohen Stromverbrauch (wenn zusätzliche Pumpe verbaut) und produzieren bei der Filterung viel ungenutztes Abwasser, welches meist über einen Abwasserschlauch abgeführt oder in einem Tank gesammelt werden muss.13 Außerdem sinkt der pH-Wert des Wassers bei der Umkehrosmose häufig ab, was für einige Komponenten der Hausinstallation problematisch werden kann. Umkehrosmoseanlagen sind für einzelne Wasserhähne oder zur direkten Installation am Hauswasseranschluss verfügbar.
Wichtig zu wissen: Installation und Betrieb von Umkehrosmoseanlagen erfordern in der Regel Fachwissen. Lassen Sie sich vor der Installation daher unbedingt von einem Fachbetrieb (z. B. Gas- und Wasserinstallateur) beraten. Weitere Informationen zur Umkehrosmose erhalten Sie in unserem Ratgeber „Osmosewasser – Was bringen Umkehrosmoseanlagen wirklich?“.

Schon gewusst?
Mineralwasser aus Flaschen muss nicht immer eine pestizidfreie Alternative zu belastetem Leitungswasser sein. So wurden beispielsweise bei einer Analyse der Zeitschrift Ökotest gleich in 6 von 55 untersuchten Mineralwässern erhöhte Gehalte von Pestizid-Abbauprodukten gefunden.14
👉 Hier erfahren Sie, in welchen Lebensmitteln besonders viele Pestizide vorkommen.

Mit Trinkwassertests Pestizid-Belastungen aufspüren
Unser umfassendes Angebot an Wassertests enthält unter anderem den Wassertest Glyphosat. Glyphosat zählt zu den am häufigsten eingesetzten Herbiziden. Die Chemikalie bzw. deren Abbauprodukte werden mittlerweile relativ häufig in Oberflächengewässern nachgewiesen. In Einzelfällen gelangte das „wahrscheinlich“ krebserregende Herbizid aber auch schon in das Grundwasser.15, 16
Die Probenahme für unsere Wassertests können Sie mit der in den Testkits enthaltenen Anleitung übrigens ganz einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Auswertung der Probe in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Umweltbundesamt: Pestizide. 2020.
2Vgl.: Umweltbundesamt: Pflanzenschutzmittel in der Umwelt. 2024.
3Vgl.: BUND: Pestizide im Garten: Gift aus dem Baumarkt. 2024.
4Vgl.: Umweltbundesamt: Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Grund- und Trinkwasser. 2024.
5Vgl.: Verbraucherzentrale: Sind Pestizide und Medikamente im Leitungswasser? 2024.
6Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Pflanzenschutzmittelrückständeim Trinkwasser. 2024.
7Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Pflanzenschutzmittel. 2024.
8Vgl.: Umweltbundesamt: Pestizidzulassungen gefährden unser Grund- und Trinkwasser. 2022.
9Vgl.: Berliner Wasserbetriebe, Stellungnahme Bundesumweltamt: Risiken durch die Nachbehandlung von Trinkwasser in der Trinkwasser-Installation. 2021.
10Vgl.: Umweltbundesamt: Gesundes Trinkwasser aus eigenen Brunnen und Quellen. 2013.
11Vgl.: Schweizer Radio und Fernsehen (SRF): Mit einem Aktivkohle-Filter lässt sich Trinkwasser säubern. 2023.
12Vgl.: Verbraucherservice Bayern: Tischwasserfilter: Mehr Schaden als Nutzen? 2023.
13Vgl.: Verbraucherzentrale Hamburg: Muss ich Leitungswasser filtern? (Abschnitt „Umkehrosmose-Verfahren). 2024.
14Vgl.: Zeitschrift Ökotest: Sprudelwasser-Test: Kritische Stoffe in 14 Mineralwässern gefunden. 2024.
15Vgl.: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: Belastungsentwicklung von Oberflächengewässern und Grundwasser in NRW mit Glyphosat und AMPA. 2013.
16Vgl.: BUND: Was ist Glyphosat? 2024.