Inhalt
Gesundheitsrisiken Pool und Whirlpool: Keime, Wasseraufbereitungs-Chemikalien, Chlor-Überdosierung, Maßnahmen zur Risikominimierung
Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Pools
Allgemeines
Ein Pool im Garten verschafft an heißen Tagen angenehme Abkühlung und lädt bei entsprechender Größe sogar zur einigen sportlichen Schwimmzügen ein. Pools sind natürlich ebenso für Kinder ein Highlight und sorgen bei Garten- oder Poolpartys für ein besonders Ambiente. Einen Whirlpool, oft auch Jacuzzi genannt, könnte man als luxuriösen „kleinen Bruder“ des Pools bezeichnen. Bei diesem gibt es unter anderem aufgrund der höheren Wassertemperaturen und der Entstehung von feinen Wassernebeln (Aerosole) durch die Sprudeldüsen besondere Risikopotenziale. Deshalb widmen wir Whirlpools unter dem folgenden Hauptartikel zu Pools einen gesonderten Kurz-Ratgeber mit speziellen Tipps und Infos zum gesunden Badespaß.
Gar nicht so selten belasten Krankheitserreger wie Coli-Bakterien, Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa das Poolwasser. Weiterhin kann es durch Überdosierung oder falsche Handhabung von Pool-Chemikalien wie Chlor zu Gesundheitsrisiken durch Poolwasser kommen. Damit das Badevergnügen nicht durch Haut- und Augenreizungen oder Infektionen getrübt wird, sollte die gewissenhafte Reinhaltung und Aufbereitung des Poolwassers eine Selbstverständlichkeit sein.
Entwicklung
Pools bzw. Bäder-Anlagen gab es wahrscheinlich schon vor mehr als 4.000 Jahren. Darauf deuten jedenfalls Ausgrabungen im heutigen Pakistan hin. In Griechenland entstand ca. ab 400 v. Chr. eine ausgeprägte Badekultur mit öffentlichen Schwimmbecken und Badeanlagen, die neben Heilzwecken auch als öffentlicher Treffpunkt dienten. Zu waren Meistern des Schwimmbad-Baus wurden die Römer. Hier waren Schwimmbecken oft ebenfalls in Villen und Gärten der Oberschicht zu finden. Mit der industriellen Revolution wurde der Bau öffentlicher Schwimmbecken in Europa „wiederentdeckt“. Vorreiter bei der Errichtung kleinerer privater Pools waren die USA. Hier entstanden ab den 1950er Jahren tausende Pools in Gärten und Häusern.
Gesundheitsgefahren durch Parasiten und Bakterien im Poolwasser
Im Wasser von Pools und Schwimmbecken können die verschiedensten krankmachenden Keime und Parasiten enthalten sein:
💡Coliforme Bakterien ( z. B. E. coli) und Enterokokken zählen zu den Fäkalkeimen. Die Keime kommen im Darm von Menschen und Tieren vor und dienen deshalb bei Wasseruntersuchungen von Poolwasser als Indikator- oder Anzeigebakterien für fäkale Verunreinigungen. In das Wasser von Pools gelangen die Bakterien oft durch die Nutzer selbst. Eine weitere Quelle ist der Kot von Haus- und Wildtieren. Bei Starkregen können die Keime mitunter auch von benachbarten Rasen- und Gartenflächen in den Pool gespült werden. Wird mit Coli-Bakterien oder Enterokokken kontaminiertes Wasser geschluckt, sind schwere Brech-Durchfälle und Entzündungen (z. B. Harnwege, Prostata) möglich. Entzündungen kommen bei Enterokokken sogar bei lebenswichtige Organen wie dem Herz vor. Gefährdet sind besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. hohes Alter, Vorerkrankungen). Weiterhin können die Keime zu Hautinfektionen führen bzw. über kleine Wunden in der Haut oder der Mundhöhle in den Körper gelangen.1, 2
💡Pseudomonas aeruginosa ist ein stäbchenförmiges Bakterium, welches ebenfalls häufig durch Badegeäste in den Pool getragen wird. Der Keim siedelt sich zudem unter anderem manchmal in Filtern, Rohrleitungen mit Stagnationswasser, Pumpen, Armaturen oder auf Dichtungen an. Pseudomonas aeruginosa kommt auch im Leitungswasser vor und kann Infektionen der Haut (erhöhtes Risiko bei vorgeschädigter Haut) und des Ohres auslösen. Das Bakterium besitzt eine extrazelluläre Schleimschicht, welchen dieses teilweise vor Desinfektionsmitteln schützt.3
💡Legionellen sind Bakterien, die in geringer Anzahl oft natürlicher Bestandteil des Füllwassers von Pools sind. Bei Wassertemperaturen zwischen 23 und 50 °C in Verbindung mit einer nicht ausreichenden Wasserdesinfektion kann es zur einer starken Vermehrung von Legionellen im Pool kommen. Dies geschieht häufig im Filter – vor allem, wenn dieser nicht ausreichend durchspült wird. Zu Infektionen mit Legionellen kommt es meist durch das Einatmen feinster kontaminierter Wassertropfen (Aerosole). Weniger häufig sind Infektionen über Mikroaspiration (Einatmen von feinen Tropfen aus Sekreten des Nasen- und Rachenraums). Legionellen können neben grippeähnlichen Symptomen (Pontiac-Fieber) auch schwerste, lebensbedrohliche Lungenentzündungen auslösen (Legionellose, Legionärskrankheit). Ein geschwächtes Immunsystem (z. B. hohes Alter, Vorerkrankungen) begünstigt schwere Krankheitsverläufe.3
💡Salmonellen werden gelegentlich durch Badende oder Tiere in den Pool getragen. Wird das Wasser nicht ausreichend desinfiziert, ist eine starke Vermehrung der Bakterien möglich. Gelangen Salmonellen durch orale Aufnahme (schlucken von Poolwasser) in den Körper, sind schwere Darmentzündungen mit Durchfall und Erbrechen, Bauch- und Kopfschmerzen sowie Fieber möglich. Infektions-Komplikationen wie Abszesse, Hirnhautentzündungen und Entzündungen der Herzinnenhaut kommen in seltenen Fällen ebenfalls vor.4
💡Cryptosporidien sind Parasiten (Protozoen), die in der Umwelt sehr weit verbreitet sind und unter anderem über Fäkalien in den Pool gelangen können. Infektionen mit Cryptosporidien erfolgen in Pools und Schwimmbecken meist über das Schlucken von kontaminiertem Wasser. Während bei vielen Bakterienarten eine relativ große Anzahl für Infektionen nötig ist, kann theoretisch schon ein einziger Cryptosporidium-Parasit krank machen. Zu den Symptomen einer Cryptosporidium-Infektion zählen schwere wässrige Durchfälle, Fieber und Übelkeit. Die Parasiten kapseln sich außerhalb des Körpers ein und werden daher zum Beispiel von schwach gechlortem Poolwasser nicht abgetötet.5, 6
Gesundheitsrisiken durch Pool-Chemikalien
Um Poolwasser keimfrei zu halten und die Ausbreitung von Algen im Pool zu verhindern, werden oft Pool-Chemikalien wie Chlor und Algenbekämpfungsmittel eingesetzt. Diese Chemikalien unterliegen in der EU eigentlich einer Zulassungspflicht, bei der auch mögliche Gesundheitsrisiken geprüft werden. Da sich einige Zulassungsverfahren jedoch noch in einer „Übergangsphase“ befinden, sind mit Stand Mai 2023 noch immer einige Desinfektions- und Algenbekämpfungsmittel ohne entsprechende Zulassung auf dem Markt.7 Neben Produkten ohne Zulassung besteht ebenso bei unsachgemäßem Gebrauch bzw. falscher Dosierung ein Gesundheitsrisiko durch die folgenden Pool-Chemikalien:
💡Chlor gehört zu den in Pools am häufigsten eingesetzten Desinfektionsmitteln. Wird Chlor in das Wasser gegeben, entsteht die schwache Säure Hypochlorsäure. Diese führt zu einer Oxidationsfähigkeit des Wassers. Dadurch werden viele Keime und Algen abgetötet. Beachten Sie bei der Dosierung von chlorhaltigen Desinfektionsmitteln unbedingt genau die Herstellerangaben. Zu hohe Konzentrationen von Chlor bzw. Hypochlorsäure im Wasser können unter anderem Haut- und Augenreizungen verursachen.8 Neben der Hypochlorsäure bilden sich beim Einsatz von Chlor jedoch häufig auch Nebenprodukte wie Chloramine (z. B. Trichloramin) und Trihalogenmethane. Trichloramin entsteht durch eine Reaktion mit Harnstoff, wenn dieser von Poolgästen in das Wasser abgeben wird. Die Chemikalie steht zumindest im Verdacht, Asthma auszulösen bzw. dieses zu verstärken. Besonders gefährdet könnten hier kleine Kinder sein.9 Bei einer Überdosierung von Chlor zeigen sich die genannten gesundheitlichen Folgen oft in verstärkter Form. Weiterhin kann die Chemikalie durch ihre chemische Reaktionsfreudigkeit Pool-Materialien wie Folien und technische Komponenten schädigen. Teilweise ist in zur Desinfektion eingesetzten Chlorbleichlaugen Bromid Unter bestimmten Voraussetzungen wie dem Einsatz von Ozon kann sich daraus krebserregendes Bromat bilden, welches außerdem nierenschädigend wirkt. Bromat entsteht mitunter ebenso bei der Wasseraufbereitung von bromidhaltigem Füllwasser mit Ozon.10
💡Algizide sind Chemikalien, die Algen bzw. Algenzellen abtöten. Die in Pools häufig vorkommenden Algenarten wie Grünalgen sind eher ein kosmetisches Problem und für den Menschen in der Regel unbedenklich. Zum Wachstum von gefährlichen Blaualgen kann es meist nur bei sehr stark verschmutztem Wasser kommen. Zu den häufig eingesetzten Algiziden gehören Kupferchelate, Kupfersulfat sowie quartäre Ammoniumverbindungen.11 Einige Algizide können bei unsachgemäßem Gebrauch zu einer Gesundheitsgefahr werden. So wirkt Kupfersulfat vor allem bei Überdosierung reizend auf Schleimhäute, Augen und die Haut.12
💡Cyanursäure (CYA) dient bei der Wasseraufbereitung von Poolwasser manchmal als Stabilisator von Chlor. So verhindert CYA den schnellen Abbau von Chlor durch Sonnenlicht (UV-Strahlung). Cyanursäure kann in zu hohen Konzentrationen Augenreizungen und möglicherweise Hautreizungen verursachen.13
Checkliste: Verkeimung und Verschmutzung des Pools vermeiden
✅Dosieren Sie Desinfektionsmittel und Algizide immer genau nach Vorschrift. Dies verhindert eine Verkeimung des Pools und das Wachstum von Algen.
✅Prüfen Sie möglichst wöchentlich die Wasser- und Hygienewerte des Pool mit geeigneten Analysesets. So wirken einige Aufbereitungsmittel zum Beispiel nur bei einem korrekten pH-Wert des Poolwassers.
✅Reinigen Sie regelmäßig Boden, Wände und Wasserlinie des Pools.
✅Achten Sie auf eine ausreichende Wasserzirkulation (Poolpumpe) und Filterung des Wassers und reinigen Sie Pumpe und Filter nach Herstellervorgaben.
✅Führen Sie dem Pool regelmäßig Frischwasser zu um die Verdunstung auszugleichen. Außerdem trägt Frischwasser zu einer Verbesserung der Wasserqualität bei. Als grobe Faustregel sind in der warmen Jahreszeit wöchentlich 3 % des Wasservolumens empfehlenswert.
✅Eine Poolabdeckung mindert die Verschmutzung des Pools durch Vogelkot, Blätter, Staub usw. und reduziert so die Ausbreitung von Keimen. Außerdem schützt eine UV-undurchlässige Poolabdeckung Poolfolie und andere Pool-Komponenten vor UV-Strahlung. Dadurch wird auch das Algenwachstum eingedämmt.
✅Duschen Sie vor dem Bad im Pool. Dies reduziert den Eintrag von Keimen, Schweiß, Hautschuppen, Kosmetika etc.
✅Ein Pool ist wegen der Verkeimungsgefahr und der verwendeten Wasseraufbereitungsmittel kein geeigneter Badeort für Haustiere wie Hunde.
✅Achten Sie darauf, dass möglichst kein Harnstoff durch Urin in den Pool gelangt.
✅Versehen Sie den Pool mit einer geeigneten Absperrung. Dies hält einige Haustiere fern und schützt Kinder vor einem Sturz in den Pool.
✅Halten Sie die Umgebung des Pools sauber und lagern Sie dort keine „Gefahrstoffe“ wie Düngemittel, Kraftstoffe etc., die bei Regen in den Pool gespült werden könnten.
Mit Wassertests Gesundheitsrisiken durch verunreinigtes Wasser minimieren
Wie wir in diesem Artikel bereits erläutert haben, kann Poolwasser mit verschiedensten gesundheitsgefährdenden Keimen besiedelt sein. Keime wie Coli-Bakterien, Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa und Legionellen lauern jedoch auch in Ihrem Trinkwasser. So garantieren die Wasserversorger die einwandfreie Qualität des ausgelieferten Trinkwassers nur bis zum Hausanschluss. Danach fließt das Wasser durch die Hausinstallation, wo es zu Keimbelastungen kommen kann.
Unsere Wassertests erkennen die wichtigsten krankmachenden Keime. So umfasst unser Angebot zum Beispiel das Wassertest-Set: Bakterien + Legionellen. Der Wassertest Pseudomonas aeruginosa sucht gezielt nach dem gleichnamigen Bakterium. Speziell für Brunnenwasser ist der Brunnenwassertest Hygiene konzipiert, welcher neben coliformen Keimen auch Enterokokken abdeckt.
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Poolwasser verkeimt oder Krankheitssymptome nach dem Poolbad? Was tun?
Gibt das Poolwasser durch zum Beispiel Wassertests Hinweise auf eine Verkeimung, sollten Sie in diesem natürlich nicht baden bis sich die Werte (z. B. durch korrekte Dosierung von Desinfektionsmittel) normalisiert haben.
Bei sehr hoher Keimzahl oder starkem Algenbewuchs hilft oft nur ein Austausch des Wassers inklusive umfangreicher Reinigungsarbeiten an Pool und technischen Geräten.
Verspüren Sie nach dem Bad im Pool gesundheitliche Symptome wie Allergien, Durchfall oder Übelkeit sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Informieren Sie diesen über das Poolbad, damit ein möglicherweise vorhandener Zusammenhang mit den Symptomen hergestellt werden kann. Beachten Sie dabei auch die Inkubationszeit einiger Erkrankungen, die in seltenen Fällen bis zu 14 Tage beträgt.
Wussten Sie ..?
Mit Wasseraufbereitungsmitteln behandeltes Poolwasser sollte nicht einfach in den Garten gepumpt werden, da die Mittel teilweise umweltgefährdend sind. Leiten Sie das Poolwasser daher in das Abwassersystem ein. Eine Tauchpumpe kann dabei hilfreich sein. In einigen Städten und Gemeinden unterliegt die Einleitung von Poolwasser in die Kanalisation allerdings gesonderten Bestimmungen – vor allem, wenn es sich um größere Mengen handelt.14
Der typische Pool- bzw. Schwimmbadgeruch nach „Chlor“ entsteht übrigens durch eine Reaktion von freiem Chlor und Harnstoff im Wasser. Überwiegend stammt der Harnstoff von Urin. Ein wesentlich geringerer Teil gelangt als natürlicher Hautbestandteil in das Poolwasser. Ein starker „Chlorgeruch“ kann demnach ein Hinweis auf Urineinträge in das Poolwasser sein.15
1Vgl.: Universitäts Spital Zürich: Bakterielle Infektionskrankheiten. 2024.
2Vgl.: MSD Manual: Enterokokken-Infektionen. 2023.
3Vgl.: Umweltbundesamt: Hygieneanforderungen an Bäder und deren Überwachung. 2014.
4Vgl.: RKI: Salmonellose. 2016.
5Vgl.: RKI: Kryptosporidiose. 2019.
6Vgl.: Aachener Zeitung: Baden im Pool: Der Sprung ins kühle Nass kann krank machen. 2008.
7Vgl.: Umweltbundesamt: Schwimmbeckenhygiene und Entsorgung von Poolwasser. 2023.
8Vgl.: Umweltbundesamt: Schwimmbeckenhygiene und Entsorgung von Poolwasser. 2023.
9Vgl.: Umweltbundesamt: Babyschwimmen: Asthmagefahr durch Desinfektion mit Chlor? 2011.
10Vgl.: Umweltbundesamt: Wasserqualität der Schwimm- und Badebecken. 2013.
11Vgl.: Umweltbundesamt: Schwimmbeckenhygiene und Entsorgung von Poolwasser. 2023.
12Vgl.: Niederösterreichische Nachrichten: Überdosierung birgt sehr hohe Risiken. 2014.
13Vgl: Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie: Toxikologische Bewertungen, Cyanursäure. 1992.
14Vgl.: Umweltbundesamt: Schwimmbeckenhygiene und Entsorgung von Poolwasser. 2023.
15Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Schwimmbäder: „Chlorgeruch“ entsteht durch Harnstoff. 2017.
Inhalt
Gesundheitsrisiken Whirlpool – besondere Gefahren durch Keime und Wasseraufbereitung
Allgemeines
Whirlpools, oft auch Jacuzzi, Hottub oder Spa genannt, werden als „Luxus-Badewannen“ in Privathaushalten immer beliebter. Die Wasserbecken sind aber ebenso Bestandteil vieler Wellness- und Saunaanlagen. Mit ihrer relativ geringen Größe lassen sich Whirlpools neben Standorten wie Terrassen oder Gärten auch in größeren Bädern installieren. Die integrierten Sprudeldüsen sorgen für ein besonderes Wohlfühl-Ambiente mit angenehmer Massage-Wirkung.
Whirlpools haben unter anderem wegen ihrer im Vergleich zu Pools meist deutlich höheren Wassertemperatur ein besonderes Verkeimungsrisiko. Neben den ebenfalls in Pools zu findenden Keimen fühlen sich in Jacuzzis Legionellen und Staphylococcus aureus besonders wohl. Weitere Risiken bestehen durch die spezielle Technik der beliebten Sprudelbecken und die Herausforderungen bei der Wasseraufbereitung.
Entwicklung
Schon in der Antike wurden natürliche, warme Quellen zu Erholung und Förderung der Gesundheit genutzt. Erste Hottubs (abgel. von Engl.: hot tub, „heiße Wanne/Kübel“) waren einfache Konstruktionen aus umgebauten Weinfässern, die allerdings einfach mit warmem Wasser gefüllt wurden und nicht über Technik wie Sprudeldüsen oder eine integrierte Heizung verfügten. Der Name „Jacuzzi“ leitet sich übrigens von Roy Jacuzzi ab, der im Jahr 1968 den 1. Whirlpool nach heutigem Verständnis mit einem integrierten Düsensystem entwickelte. Die um 1910 gegründete Firma Jacuzzi ist auch heute noch einer der bekanntesten Hersteller von Whirlpools.1
Spezifische Gesundheitsrisiken durch Bakterien im Whirlpool
In Whirlpools ist die Wassertemperatur mit ca. 32 bis 39 °C in der Regel deutlich höher als in Pools. Zudem ist die Wassermenge in Whirlpools im Vergleich zu Schwimmbecken kleiner und Technik wie Düsen, Pumpen und Heizung lassen sich oft nur schwierig reinigen. Weiterhin wirken Desinfektionsmittel wie Chlor bei hohen Wassertemperaturen teilweise nicht so gut, bzw. die Chemikalien werden im Whirlpool relativ schnell abgebaut.2 Diese Faktoren begünstigen insgesamt die Besiedlung mit Keimen. Neben den bereits in unserem Absatz über die Keimgefahren in Pools genannten Coli-Bakterien, Pseudomonas aeruginosa, Salmonellen und Cryptosporidien stellen in Jacuzzis Legionellen und Staphylococcus aureus eine besondere Gesundheitsgefahr dar:
❗Infektionen mit Legionellen erfolgen ganz überwiegend über die Atemwege. Hier spielen besonders feinste, eingeatmete Wassertropfen (Aerosole) eine Rolle. Sind diese mit Legionellen kontaminiert, kann es unter anderem zu einer schweren Infektion des Lungengewebes kommen (mehr Infos im Abschnitt „Legionellen“ obiger Pool-Artikel). Legionellen können sich in dem warmen Wasser von Whirlpools besonders stark vermehren. Zudem erzeugen die Sprudeldüsen die genannten feinen Wassertropfen. Insgesamt ist die Infektionsgefahr im Whirlpool durch Legionellen also erhöht. Zu einem Eintrag von Legionellen in Whirlpools kann es auf verschiedene Weise kommen: Füllwasser (Legionellen sind oft natürlicher Bestandteil von Frischwasser) sowie Stagnationswasser aus Schläuchen oder Boilern mit bereits erhöhter Legionellenkonzentration. Zu einer sehr großen Legionellen-Infektionswelle durch Whirlpools kam es unter anderem im Jahr 1999 in Holland. Dort gab es durch zwei kontaminierte Whirlpools 233 symptomatische Erkrankungen mit 22 Todesfällen.3
❗Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, dass in Whirlpools verstärkt auftreten kann. Der Keim ist Bestandteil der natürlichen Bakterienflora einiger Menschen, ohne bei diesen Krankheitssymptome zu verursachen. Einige Tiere sind ebenfalls Träger des Keims. Gelangt das Bakterium zum Beispiel mit Whirlpool-Besuchern in das Wasser, kann dieses unter anderem Hautinfektionen, Abszesse und Infektionen der Haarfollikel auslösen. Dringt Staphylococcus aureus in die Blutbahn vor, sind jedoch ebenso schwerste Infektionen von lebenswichtigen Organen möglich. Staphylococcus aureus ist bereits gegen einige Antibiotika resistent, was eine Behandlung oft erschwert.4
Wasseraufbereitung des Whirlpools mit Chemikalien – erhöhte Gesundheitsgefahren drohen
Die Wasseraufbereitung mit Desinfektionsmitteln in Whirlpools hat wegen der hohen Wassertemperaturen eine besondere Bedeutung. Wie wir bereits erwähnt haben, bietet das warme Wasser in den Becken in Verbindung mit der oft schwer zu reinigenden Technik für viele krankmachende Keime ideale Lebensbedingungen. In unserem obigen Artikel zu Pools haben wir das Thema „Gesundheitsrisiken durch Pool-Chemikalien“ ja bereits ausführlich behandelt. Viele Aspekte aus dieser Abhandlung treffen auch auf Whirlpools zu. Deshalb beschränken wir uns nachfolgend auf spezifische Risiken durch die Verwendung von Wasseraufbereitungs-Chemikalien in Whirlpools:
💡Chlor baut sich bei warmen Temperaturen in Whirlpools schneller ab, als in den meist kühleren Pools. Bei Außen-Whirlpools trägt zudem die UV-Strahlung der Sonne zum Abbau des Chlors bei. Aufgrund der geringen Wassertiefe (tiefes Wasser hält UV-Strahlung zurück) fällt dieser Abbau bei Whirlpools stärker ins Gewicht. Zudem ist die Konzentration von Wasserverunreinigungen in Whirlpools im Vergleich zu Pools oft höher. Das für die Desinfektion entscheidende freie Chlor reagiert mit einigen dieser Verunreinigungen, was die Desinfektionsleistung nochmals herabsetzt. Dies könnte Betreiber von Whirlpools dazu verleiten, Chlor nach dem Motto „Viel hilft viel“ zu dosieren. Dadurch können jedoch die Gesundheitsrisiken durch Chlor verstärkt werden. Zusammenfassend ist bei der Chlorung von Whirlpools daher genauestens auf die Dosierangaben der Chlor-Hersteller und die Betriebsanleitung des Whirlpools zu achten.5
💡Brom wird in Whirlpools ebenfalls als Desinfektionsmittel verwendet. Ein Vorteil von Brom gegenüber Chlor bzw. Chlornebenprodukten ist sein weitgehend neutraler Geruch. Allerdings sind bromhaltige Produkte dabei nicht immer so wirkungsvoll wie Desinfektionsmittel auf Chlorbasis und werden durch UV-Licht noch schneller abgebaut als viele Chlor-Produkte. Bromhaltige Desinfektionsmittel sollten nicht zusammen mit chlorhaltigen Mitteln in das Wasser gegeben werden, da es sonst zu einer ätzenden Wirkung kommen kann. Unerwünschte Wirkungen durch die Mischung von Brom und Chlor können durch zugesetzte Chlorstabilisatoren verstärkt werden. Besondere Vorsicht ist auch bei der Handhabung der bromhaltigen Desinfektionsmittel geboten, da diese manchmal ebenfalls stark ätzend wirken.6, 7, 8
Checkliste: Gesundheitsgefahren durch Whirlpools reduzieren
✅Duschen Sie vor der Nutzung des Whirlpools. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Hygiene im Whirlpool. Eine Dusche nach der Nutzung reduziert auf der Haut haftende Keime und Desinfektionsmittel.
✅Verwenden Sie im Whirlpool keine normalen Badezusätze, da diese die Wasserqualität negativ beeinflussen sowie Düsen und Leitungen verstopfen können.
✅Prüfen Sie das Füllwasser möglichst vorab auf erhöhte Legionellenwerte. Dazu bietet sich unser Legionellentest für Leitungswasser
✅Lassen Sie Stagnationswasser aus Schläuchen und Wasserleitungen ablaufen, bevor Sie mit der Befüllung des Whirlpools beginnen. Dies reduziert den Eintrag von Legionellen.
✅Eine Ozon-Reinigungsanlage mit automatischem Spülprogramm für schwer zugängliche Leitungen und Düsen des Whirlpools kann Rückzugsorte für Legionellen desinfizieren.
✅Verwenden Sie Desinfektions- bzw. Wasseraufbereitungsmittel gewissenhaft genau nach Herstellervorschriften um eine Verkeimung des Whirlpools zu vermeiden.
✅Beachten Sie ebenfalls die Herstellervorgaben des Whirlpools zu Reinigung und Wartung sehr genau. Besonderes Augenmerk sollte dabei auch auf Filter, Heizung Luftdüsen, Pumpe, Rohleitungen und Schläuche gelegt werden. Hier bilden sich oft mit Keimen verunreinigte Biofilme, die von Desinfektionsmitteln mitunter nicht ausreichend durchdrungen werden.
✅Prüfen Sie Wasserparameter wie pH-Wert, Wasserhärte, Chlorgehalt und Keime nach Herstellervorgaben. Als Faustregel ist hier eine mindestens wöchentliche Prüfung zu empfehlen.
✅Trotz gewissenhafter Reinigungs- und Desinfektionsmaßnamen ist bei Whirlpools in regelmäßigen Abständen (abhängig u. a. von Herstellervorgabe und Intensität der Nutzung) ein teilweiser oder vollständiger Wasserwechsel nötig. Als grobe Faustregel gilt hier: Mindestens alle drei Monate das Wasser komplett wechseln und den Whirlpool vor der Neubefüllung inklusive aller Technik gründlich reinigen.
✅Eine Whirlpool-Abdeckung verhindert den Eintrag von Staub, Vogelkot, Laub und anderem Schmutz während der Nichtnutzung. Außerdem reduzieren UV-dichte Abdeckungen den Abbau von Chlor in Außen-Whirlpools.
✔️ Umfangreicher Test
✔️ Schwermetalle & Mineralstoffe
✔️ Bakterien inkl. E. coli
✔️ Legionellentest
✔️ Coliforme Keime inkl. E. coli
✔️ Speziell für Brunnen & Quellen
✔️ 2 in 1: Chemie & Mikrobiologie
✔️ Umfassendste Brunnenanalyse
Whirlpool-Wasser verkeimt oder stark verschmutzt – was tun?
Bleibt das Wasser im Whirlpool trotz der in obiger Checkliste genannten Tipps und Maßnahmen verkeimt, trübe oder sonst wie verschmutzt, sollten Sie den Whirlpool natürlich nicht weiter nutzen. Lassen Sie das Wasser komplett ab und reinigen Sie den Whirlpool nach Herstellervorgaben. Vor der Neubefüllung ist allerdings eine „Ursachenforschung“ bezüglich der entstandenen Verkeimungen und Verschmutzungen empfehlenswert, sodass diese nicht wieder auftreten. Sollten Sie nach der Whirlpoolnutzung Haut-, Augen-, Schleimhautreizungen oder Krankheitssymptome wie Fieber oder Durchfall (Inkubationszeit teilweise bis zu 14 Tage) verspüren, suchen Sie am besten einen Arzt auf. Informieren Sie diesen über Ihr Bad im Whirlpool.
Wussten Sie ..?
Neben der entspannenden Wirkung kann ein Bad im Whirlpool auch konkrete gesundheitliche Vorteile haben. So sollen Wassertemperaturen zwischen 37 und 40 °C in Verbindung mit dem Massageeffekt der Wasserdüsen Verspannungen und Rückenschmerzen lindern. Für den schnelleren Abbau von Muskelkater darf es mit 35 bis 37 °C etwas „kühler“ sein.9 Männer mit Kinderwunsch sollten es insbesondere mit warmen Bädern im Whirlpool nicht übertreiben, da sich das warme Wasser nach einer ersten kleinen Studie negativ auf die Beweglichkeit von Spermien auswirken kann.10
1Vgl.: Jacuzzi.com: History of hot tups and jacuzzi. 2024.
2Vgl.: Carela Wasserhygiene: Whirlpool-Dermatitis: Ursachen und präventive Maßnahmen. 2021.
3Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Legionellen – die am häufigsten gestellten Fragen. 2024.
4Vgl.: MSD Manual: Staphylococcus-aureus-Infektionen. 2023.
5Vgl.: Umweltbundesamt: Wasserqualität der Schwimm- und Badebecken. 2013.
6Vgl.: Merck KGaA: Brom in Trinkwasser, Schwimmbadwasser, Abwasser und Desinfektionslösungen. 2024.
7Vgl.: Aida Whirlpools: Besser Finger weg von Brom für die Whirlpoolpflege. 2020.
8Vgl.: Iopool: Brom und Chlor mischen: welche Gefahren? 2022.
9Vgl.: Mainpost: Whirlpools: Wie gesund sind sie wirklich? 2023.
10Vgl.: Welt.de Wissen: Heiße Whirlpools schaden der Fruchtbarkeit. 2007.