Kann Wasser schimmeln? Hintergründe, Gesundheitsrisiken

Neben verschimmelten Lebensmitteln stellt auch über Trinkwasser oder verunreinigte Trinkflaschen aufgenommener Schimmel ein Gesundheitsrisiko dar. Aber kann reines Wasser überhaupt schimmeln? Ist abgestandenes Wasser noch trinkbar und wie lange ist Mineralwasser haltbar? Die Antworten und viele weitere Infos zu Schimmel und Wasser erhalten Sie in unserem übersichtlichen Praxis-Ratgeber. (Stand November 2024).

Reines Wasser bietet für Schimmelpilze keine Nahrungsgrundlage und kann deshalb auch nicht schimmeln. Allerdings kommt es zum Beispiel in Trinkflaschen, Wasserkochern, Wassersprudlern etc. oft zu Verunreinigungen. Zu diesen zählen unter anderem Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße aus Lebensmittel- und Getränkeresten, welche Schimmelpilzen als Nahrung bzw. Substrat dienen können. Teilweise gehen der Schimmel bzw. Schimmelpilzgifte dann auch auf das Wasser über. Organische Komponenten von Hausstaub und sonstigem Schmutz sowie Bestandteile der menschlichen Mundflora (direktes Trinken aus Flaschen) nutzen einige Schimmelpilze ebenso für ihren Stoffwechsel. Zudem enthält die Mundflora bereits Pilze, welche eine Besiedlung von Wasser bzw. Trinkgefäßen mit Pilzen beschleunigen können.^{1, 2}

👉 Hier erfahren Sie, wie Sie Schimmel im Wasserkocher entfernen und vermeiden können.

Gelangen Schimmelpilze bzw. Schimmelpilzbestandteile von verschimmelten Trinkflaschen in den Körper, kann dies zu allergischen Reaktionen (z. B. allergischer Schnupfen, allergisches Asthma) sowie Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen führen. Weiterhin können einzelne Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) Schäden an Lunge, Leber, Nieren und Nervensystem verursachen sowie Krebs auslösen. Solche schweren Folgen für die Gesundheit sind allerdings erst bei einer über längere Zeiträume bestehenden Aufnahme und/oder der Aufnahme von größeren Mengen zu erwarten. Besonders gefährdet durch verschimmeltes Wasser sind unter anderem Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Kleinkinder.^{3, 4, 5, 6} Deshalb sollten zum Beispiel Trinkflaschen für Babys immer besonders gründlich gereinigt werden. Tipps zur Entfernung und Vermeidung von Schimmel in Plastikflaschen finden Sie in unserem Ratgeber „Schimmel auf Plastik entfernen – Anleitung, Hausmittel, Hintergrundinfos“.

In seltenen Fällen können ganze Schimmelpfropfen direkt aus dem Wasserhahn austreten. Nach einem Bericht der Zeitschrift Focus traten derartige Fälle zum Beispiel im Einzugsgebiet der Kölner Rheinenergie AG sowie in Sachsen-Anhalt auf. Es wurden jedoch auch Fälle aus anderen Versorgungsbereichen in Deutschland gemeldet. Gesundheitlich sollen die als „schwarze Pfropfen“ beschriebenen Schimmelpilzablagerungen unbedenklich sein. Laboruntersuchungen zeigten, dass es sich bei den Pilzen um „harmlose“ Hefepilze handelt. Wie die Schimmelpilze in das Trinkwasser gelangen bzw. dort wachsen können, konnte nicht abschließend geklärt werden.⁷

Ob man abgestandenes Wasser noch trinken kann, lässt sich meist nicht pauschal beantworten. Um Gesundheitsrisiken zu vermeiden, sollte Wasser möglichst frisch und kühl sein. Gießen Sie daher zum Beispiel Wasser vom Vortrag aus dem Wasserkocher weg und lassen Sie Wasser in Karaffen und anderen Gefäßen nicht lange offen stehen. Bei abgestandenem Wasser kann grundsätzlich zwischen zwei Fällen bzw. Ausprägungen unterschieden werden:

• Unbedenkliche Geschmacksveränderung: Durch den Kontakt mit der Luft nimmt Wasser Kohlendioxid auf. Infolgedessen kann der pH-Wert absinken und den Geschmack des Wassers verändern. Aus mit Kohlensäure angereichertem Mineralwasser entweicht wiederum die Kohlensäure beim „Abstehen“. Dies gilt auch für teilweise in Wasser natürlich enthaltene Quellkohlensäure. Dadurch kann das Wasser ebenfalls einen faden, abgestandenen Geschmack annehmen. Diese geschilderten physikalischen Vorgänge sind gesundheitlich aber vollkommen unbedenklich.

  Verkeimung: Gesundheitsrisiken können auftreten, wenn Wasser nach längerer Standzeit in offenen Gefäßen verkeimt oder mit Schimmelpilzen belastet ist. Als mögliche Gründe für solche Belastungen kommen zum Beispiel Schmutzeinträge über den Hausstaub, bereits in Gläsern oder anderen Wassergefäßen enthaltene Verschmutzungen oder verkeimte Wassersprudler in Frage. In Kombination mit einer Erwärmung des Wassers auf Raumtemperatur, Licht und Sauerstoff können verschiedenste Keime im Wasser zumindest gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen erreichen. Je nach individueller Empfindlichkeit und stärke des Immunsystems sind durch den Konsum von verkeimten Wasser unter anderem leichtere Magen-Darm-Probleme bis zu schweren Durchfallerkrankungen möglich.⁸

Eine Sonderform von abgestandenem Wasser ist Stagnationswasser. Dieses bildet sich, wenn Wasser über längere Zeiträume (z. B. über Nacht, während des Urlaubs) in Leitungen oder Armaturen steht (kein Durchfluss). Zu Schimmelbildung kommt es dabei in der Regel nicht. In Stagnationswasser kann aber die Konzentration von gesundheitsschädlichen Schwermetallen erhöht sein und es kommt mitunter zum verstärkten Auftreten gefährlicher Legionellen-Bakterien. Lassen Sie daher Leitungswasser nach längeren Standzeiten vor der Nutzung zunächst ablaufen.

Hersteller von Mineralwasser sind verpflichtet, für ihre Produkte ein Mindesthaltbarkeitsdatum anzugeben. Für die meisten Mineralwässer in Glasflaschen beträgt die Mindesthaltbarkeitszeit zwei Jahre. Bei PET-Flaschen liegt diese in der Regel nur bei einem Jahr. Dies resultiert unter anderem daraus, dass PET-Flaschen durchlässiger für Sauerstoff sind. Außerdem entweicht aus den Kunststoffflaschen mit der Zeit Kohlensäure, welche das Wachstum von Mikroorganismen hemmt. Unter guten Lagerungsbedingungen (kühl, dunkel) ist Mineralwasser aber oft auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums trinkbar. Geöffnete Mineralwasserflaschen sollten Sie im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb weniger Tage aufbrauchen.^{9, 10}

Die deutsche Trinkwasserverordnung garantiert in Deutschland in der Regel zumindest bis zum Hausanschluss einwandfreies Trinkwasser. In vielen anderen Ländern sollte man allerdings nicht einfach so Leitungswasser trinken. So werden über 80 % aller Krankheiten auf Reisen durch verunreinigtes Trinkwasser verursacht. Dazu zählen unter anderem Salmonellen-Infektionen, Hepatitis A und E sowie verschiedenste parasitäre Erkrankungen. Viele Wasserkeime sterben ab, wenn Wasser mehrere Minuten abgekocht wird.¹¹

Ob es sich bei schimmelartigen Stellen an zum Beispiel Trinkflaschen oder Wassersprudlern tatsächlich im Schimmel handelt, können Sie mit unserem Schimmeltest Abklatsch prüfen lassen. Bakterien in abgestandenem Wasser oder Leitungswasser spürt der Wassertest Bakterien auf. Außerdem bieten wir unter anderem einen Legionellen Test für Leitungswasser sowie einen Wassertest Rohrleitung an, welche auch einige durch Stagnationswasser erhöhte Risiken abdecken.

Die Probenahme für unsere Tests können Sie ganz einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Testanalyse in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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