
Leitungswasser oder Mineralwasser? Welches Wasser ist gesünder?
Leitungswasser als Trinkwasser zu nutzen, ist im Vergleich zu Mineralwasser auf jeden Fall die deutlich günstigere Alternative. Kann Leitungswasser jedoch beim Gehalt an lebenswichtigen Mineralstoffen mit Mineralwasser mithalten? Wie sieht es bei der Schadstoffbelastung der beiden „Wasserarten“ aus und welche Unterschiede gibt es bei den Schadstoff-Grenzwerten? Welches Wasser ist letztendlich gesünder? Diese und weitere Fragen beantwortet Ihnen unser nachfolgender Ratgeber (Stand Januar 2025).
Inhalt

Definition Leitungswasser, Mineralwasser
Während die Verwendung des Sammelbegriffs „Leitungswasser“ keinen gesetzlichen Normen und Bestimmungen unterliegt, ist dies bei „Mineralwasser“ bzw. „natürlichem Mineralwasser“ zumindest in Deutschland ganz anders. So muss natürliches Mineralwasser nach der „Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung,MTVO)“ unter anderem die folgenden grundlegenden Kriterien erfüllen:1
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Die Förderung muss aus einem unterirdischen, vor Verunreinigungen geschütztem Wasservorkommen erfolgen.
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Das Mineralwasser muss von „ursprünglicher Reinheit“ sein und darf nur am Quellort abgefüllt werden.
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Die Zusammensetzung des Wassers (z. B. Mineralstoffe) und übrige wesentliche Merkmale bleiben bis auf natürliche Schwankungen konstant.
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Das Mineralwasser muss vor dem in Verkehr bringen eine amtliche Anerkennung erhalten.
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Bei Herstellung und Aufbereitung gelten strenge Vorschriften. So dürfen unter anderem nur Eisen, Mangan- und Schwefelverbindungen abgetrennt (abfiltern, entfernen) werden, wenn dadurch die „Zusammensetzung des natürlichen Mineralwassers durch dieses Verfahren in seinen wesentlichen, seine Eigenschaften bestimmenden Bestandteilen nicht geändert wird“.
Wichtig zu wissen:Leitungswasser ist nicht automatisch mit Trinkwasser gleichzusetzen – selbst wenn dies im allgemeinen Sprachgebrauch oft so gehandhabt wird. So kann zum Beispiel auch durch Rohrleitungen transportiertes Brauchwasser für die Industrie als „Leitungswasser“ bezeichnet werden, obwohl dieses keine Trinkwasserqualität hat. Trinkwasser aus der zentralen Wasserversorgung sowie privat gefördertes Brunnenwasser unterliegt in Deutschland dagegen den strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV).

Quellwasser und Tafelwasser – Unterschiede zu Mineralwasser
In der Mineral- und Tafelwasserverordnung werden auch die Bezeichnungen „Tafelwasser“ und „Quellwasser“ definiert. Im Vergleich zu Mineralwasser bestehen hier unter anderem die folgenden wesentlichen Unterschiede:1, 2
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Quellwasser: Quellwasser benötigt keine amtliche Anerkennung und die ursprüngliche Reinheit muss nicht nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu Mineralwasser sind die chemischen Grenzwerte für Quellwasser nicht in der MTVO, sondern in der Trinkwasserverordnung festgelegt.
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Tafelwasser:Tafelwasser benötigt ebenfalls keine amtliche Anerkennung. Es darf aus Trinkwasser („Leitungswasser“) oder natürlichem Mineralwasser industriell hergestellt werden. Neben ggf. zugesetztem Kohlendioxid enthält Tafelwasser mindestens einen weiteren zugesetzten Inhaltsstoff wie zum Beispiel Natrium- oder Magnesiumchlorid. Verfahren wie Demineralisierung und anschließende Mineralisierung sind bei Tafelwasser erlaubt. Wie bei Quellwasser gelten für Tafelwasser die chemischen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung.

Hat Leitungswasser Mineralien? Wie viele Mineralien enthält Mineralwasser?
Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium sind für den Menschen lebensnotwendig. Obwohl der Mineralstoffbedarf allein durch Leitungs- oder Mineralwasser in der Regel nur zu einem Bruchteil gedeckt wird, trägt mineralstoffreiches Trinkwasser oft zumindest einen Teil zu einer ausgewogenen Mineralstoffversorgung bei.
Mineralwasser musste bis zum Jahr 1980 mindestens einen Gesamtmineralstoffgehalt von 1.000 mg pro Liter aufweisen. Durch eine EU-Reform wurde diese Vorgabe jedoch abgeschafft.3 Für den Gehalt an Mineralien in Leitungswasser existieren ebenfalls keine Mindestanforderungen. Sowohl in Leitungs- als auch in Mineralwasser können die Mineralstoffgehalte je nach Fördergebiet, Quelle und Wasseraufbereitungsmethoden (bei Leitungswasser) sehr unterschiedlich sein. Eine pauschale Aussage welches Wasser mehr Mineralstoffe enthält, ist folglich nicht möglich. Für Mineralwasser sind jedoch bestimmte erweiterte Bezeichnungen zulässig, die sich auch auf den Gehalt einzelner Mineralstoffe beziehen. So darf Mineralwasser zum Beispiel die Bezeichnungen „calciumhaltig“ und „magnesiumhaltig“ tragen, wenn die Gehalte der Mineralstoffe über 150 mg/l (Calcium) bzw. 50 mg/l (Magnesium) liegen.1
Die Gehalte einiger wichtiger Mineralstoffe sind oft auf dem Etikett von Mineralwasser angegeben. Den Mineralstoffgehalt Ihres Leitungswasser können Sie bei Ihrem Wasserversorger erfragen. In der Regel ist dieser aus den Daten der Trinkwasseranalyse ersichtlich, welche meist im Internetauftritt des Versorgers verfügbar ist. Viele weitere Informationen zu einzelnen Mineralstoffen in Leitungs- und Mineralwasser inklusive deren gesundheitlicher Bedeutung und Verzehrempfehlungen erhalten Sie in unserem Ratgeber „Mineralien im Leitungswasser – Wie viele sind enthalten?“.

Schadstoffgehalt: Leitungswasser vs. Mineralwasser
Leitungswasser unterliegt in Deutschland bezüglich der Schadstoffgehalte strengeren Regulierungen und Grenzwerten als Mineralwasser. So umfasst die für Leitungswasser geltende Trinkwasserverordnung viele Grenzwerte für Schadstoffe wie zum Beispiel Pestizidrückstände, PFAS („Ewigkeitschemikalien“) und Acrylamid, die in der Mineral- und Tafelwasserverordnung nicht vorkommen. Für Mineralwasser wird das Vorkommen dieser Schadstoffe lediglich etwas schwammig durch den Begriff von „ursprünglicher Reinheit“ theoretisch ausgeschlossen.
Nachfolgend nennen wir Ihnen eine Auswahl an wichtigen Schadstoffen und Schadstoffgruppen mit teilweise unterschiedlicher Regulierung für Leitungs- und Mineralwasser.1, 4, 5 Weiterführende Informationen zu den einzelnen Schadstoffen sind über die jeweiligen Verlinkungen abrufbar:
Blei
Leitungswasser: Grenzwert: 0,010 mg/l bis 11. Januar 2028, 0,0050 mg/l ab 12. Januar 2028
Mineralwasser: Grenzwert: 0,010 mg/l
Arsen
Leitungswasser: Grenzwert: 0,010 mg/l bis 11. Januar 2028, 0040 mg/l ab dem 12. Januar 2028 für Wasserversorgungsanlagen die ab dem 12. Januar 2028 in Betrieb genommen wurden sowie ab 12. Januar 2036 für alle Wasserversorgungsanlagen
Mineralwasser: Grenzwert 0,010 mg/l
Kupfer
Leitungswasser: 2,0 mg/l
Mineralwasser: Grenzwert: 1,0 mg/l
Nitrit
Leitungswasser: Grenzwert: 0,50 mg/l
Mineralwasser: Grenzwert: 0,1 mg/l
Nitrat
Leitungswasser: Grenzwert: 50 mg/l
Mineralwasser: Grenzwert: 50 mg/l

Rückstände von Pestiziden
Leitungswasser: Grenzwerte: 0,00010 mg/l (Einzelsubstanzen), 0,00050 mg/l (Summe Pestizide)
Mineralwasser: keine Grenzwerte definiert
PFAS(„Ewigkeitschemikalien“)
Leitungswasser: 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/L) als Summengrenzwert für eine Gruppe von 20 trinkwasserrelevanten PFAS-Substanzen (PFAS-20, Grenzwert ab 12.01.2026), für vier spezielle Substanzen aus der PFAS-Gruppe (PFHxS, PFOS, PFOA, PFNA) tritt ab 2028 zusätzlich ein Grenzwert von 0,02 µg/L für die Summe aus diesen Verbindungen in Kraft (PFAS-4).
Mineralwasser: keine Grenzwerte definiert
Acrylamid
Leitungswasser: 0,00010 mg/l
Mineralwasser: kein Grenzwert definiert

Spezifische Belastungsquellen für Leitungs- und Mineralwasser: Hausinstallation und PET-Flaschen
Leitungs- und Mineralwasser kann teilweise mit Schadstoffen aus spezifischen Belastungsquellen verunreinigt sein:
Hausinstallation (Leitungswasser)
Wasserversorger garantieren die einwandfreie Qualität (gemäß Trinkwasserverordnung) des Leitungswassers nur bis zum Übergabepunkt am Hausanschluss. Danach fließt das Wasser bis zur Entnahme noch durch Rohre, Boiler etc. der Wasser-Hausinstallation. Dabei kann es zu Wasserverunreinigungen mit Schwermetallen und Keimen kommen. Dies zählt zu den potenziellen Nachteilen von Leitungswasser.
Eine Quelle von Schwermetallfreisetzungen innerhalb der Hausinstallation stellen noch immer Bleirohre dar. Aus diesen löst sich das Schwermetall Blei oft in Mengen, die geltende Grenzwerte überschreiten und so die Gesundheit gefährden. Die Installation von Bleirohren in Trinkwasserinstallationen wurde bereits 1973 verboten. Deshalb können Bleirohre eigentlich nur in Altbauten vorhanden sein, die noch keine Sanierung der Wasserinstallation durchlaufen haben. Seit dem 01.12.2013 gilt für Blei im Trinkwasser außerdem ein strenger Grenzwert von 0,01 mg/l. Dieser wird normalerweise nur eingehalten, wenn Wasser nicht durch Bleirohre strömt. Spätestens bis zum 12.01.2026 müssen Bleirohre entweder ausgetauscht oder stillgelegt worden sein. Diese Regelung gilt sogar unabhängig von der Einhaltung des Grenzwertes.6
Von Kupferrohren der Hausinstallation gehen mitunter ebenfalls Gesundheitsrisiken aus. Dies gilt besonders für neu installierte Rohre, da diesen noch eine „Schutzschicht“ aus Kupferoxid im Rohrinneren fehlt. Die Kupferoxid-Schicht bildet sich normalerweise auf natürliche Weise in einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren und reduziert den Übergang von Kupfer in das Leitungswasser stark.7
Unter bestimmten Bedingungen kann Leitungswasser mit Legionellen belastet sein. Diese stäbchenförmigen Bakterien kommen in geringen Konzentrationen natürlich im Wasser vor. Zu einer Gesundheitsgefahr werden Legionellen meist erst, wenn sich diese stark vermehren. Dies ist häufig in Stagnationswasser mit einer Temperatur von ca. 25 bis 45 °C der Fall.8 Ein hohes Legionellen-Infektionsrisiko geht von eingeatmeten, mit Legionellen kontaminierten feinsten Wassertropfen aus. Diese sogenannten Aerosole bilden sich verstärkt beim Duschen, in einigen Luftbefeuchtern und Klimaanlagen, sowie beim Saunieren (Aufgüsse) und dem Betrieb von Sprudeldüsen in Whirlpools. Während der Kontakt mit Legionellen bei einem starken Immunsystem oft unbemerkt oder nur mit leichten grippeähnlichen Symptomen (Pontiac-Fieber) verläuft, sind bei geschwächtem Immunsystem jedoch auch lebensbedrohliche oder sogar tödliche Folgen (Legionärskrankheit, Legionellose) möglich.9
PET-Flaschen (Mineralwasser)
Mineralwasser kann durch Rückstände aus PET-Flaschen (Flaschen aus dem Kunststoff Polyethylenterephthalat) belastet sein. So wurde in Untersuchungen unter anderem Mikroplastik in Mineralwasser aus PET-Flaschen festgestellt. Betroffen war dabei Mineralwasser aus Mehrweg- und Einweg-PET-Flaschen.10 Welche gesundheitlichen Auswirkungen die Aufnahme von Mikroplastik hat, ist noch immer umstritten bzw. Gegenstand der Forschung.
Weiterhin können aus PET-Flaschen Chemikalien wie Acetaldehyd und Antimontrioxid in das Wasser übergehen. Nach offizieller behördlicher Deutung sind die bislang in Mineralwasser gefundenen Konzentrationen der beiden Chemikalien jedoch so gering, dass keine Gesundheitsrisiken zu befürchten sind. Allerdings ist mit diesen Stoffen belastet Wasser natürlich nicht mehr von „ursprünglicher Reinheit“.11, 12

Fazit: Was ist das gesündeste Wasser?
Ob Leitungs- oder Mineralwasser „gesünder“ ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt hier immer auf spezifische bzw. individuelle Faktoren wie den Gehalt an Mineralien und Schadstoffen, mögliche Verunreinigungen durch die Hausinstallation oder PET-Flaschen sowie die getrunkenen Mengen an. Unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass für Leitungswasser teilweise deutlich strengere Vorschriften und Schadstoffgrenzwerte gelten als für Mineralwasser. Inwieweit Abfüller von Mineralwasser ihre Produkte über gesetzliche Vorschriften hinaus kontrollieren, wird in der Regel gegenüber Konsumenten selten kommuniziert.

Schon gewusst?
Mineralwasser wird teilweise mit CO2 versetzt, um einen erfrischenden Sprudeleffekt zu erzielen. Dadurch bilden sich geringe Mengen an Kohlensäure (H2CO3). Einige Mineralwässer haben auch einen natürlich erhöhten Kohlensäuregehalt. Die schwache Kohlensäure greift entgegen einem teilweise verbreiteten Mythos nicht den Zahnschmelz an. Menschen mit Neigung zu Sodbrennen sollten allerdings Ihre Reaktion auf kohlensäurehaltige Getränke beobachten. So können die CO2-Blasen mitunter Magen und Speiseröhre reizen.13

Mineralstoff- und Schadstoffgehalt sowie Legionellenbelastung in Leitungswasser selbst bestimmen lassen
Unser breites Angebot an Trinkwassertests umfasst beispielsweise den Wassertest Chemisch: Schwermetalle + Mineralstoffe. Dieser deckt unter anderem die Schwermetalle Blei, Kupfer und Nickel sowie Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium ab. Ob Ihr Leitungswasser durch die Hausinstallation mit Legionellen belastet ist, können Sie mit dem Legionellen Test für Leitungswasser prüfen lassen.
Die Probenahmen für unsere Tests können Sie übrigens ganz einfach selbst vornehmen. Nach Probeneinsendung per Post erfolgt die Auswertung in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Bundesministerium der Justiz: Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung). 2023.
2Vgl.: Landesamt für Verbraucherschutz, Sachsen-Anhalt: Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser – Was sind die Unterschiede? 2021.
3Vgl.: Redaktionsnetzwerk Deutschland: Mineralwasser versus Leitungswasser: Was ist besser? 2022.
4Vgl.: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Natürliches Mineralwasser – Quellwasser – Tafelwasser. 2024.
5Vgl.: Bundesgesetzblatt: Zweite Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung. 2023.
6Vgl.: Umweltbundesamt: Neue Trinkwasserverordnung sichert hohe Qualität unseres Trinkwassers. 2023.
7Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Kupfer. 2023.
8Vgl.: Robert Koch-Institut: Legionellose, RKI-Ratgeber. 2019.
9Vgl.: AOK: Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten. 2023.
10Vgl.: Zeitschrift Ökotest: Mikroplastik in Mineralwasser: Teile aus Plastikflaschen landen im Getränk. 2020.
11Vgl.: BUND: Schadstoffe in Plastik. 2025.
12Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu PET-Flaschen. 2020.
13Vgl.: Zeitschrift Ökotest: Ist Wasser mit Kohlensäure ungesund? 4 Mythen rund um Sprudelwasser. 2021.