Göttingen Wasserqualität – Wasserhärte, Keime, Schwermetalle, etc.

Wie gut ist die Wasserqualität Göttingens? Mit welchen Schadstoffen oder Keimen kann Göttingens Leitungswasser belastet sein? Stellen die möglichen Wasserverunreinigungen eine Gesundheitsgefahr dar? Welche Wasserhärte weist das Trinkwasser der Stadt auf und wie erfolgen Wasserförderung und Rohwasseraufbereitung? Die Antworten und viele weitere interessante Infos zum Göttinger Trinkwasser erhalten Sie in unserem nachfolgenden Ratgeber. (Stand: März 2024)

Das Göttinger Trinkwasser erfüllt alle Grenzwerte und Kriterien der strengen deutschen Trinkwasserverordnung. Deshalb ist das Wasser in der Regel sehr gut als Trinkwasser geeignet. Die Trinkwasserversorgung der Stadt erfolgt von den Stadtwerken Göttingen. Das ausgelieferte Trinkwasser wird engmaschig auf verschiedenste Parameter untersucht. Nach Aussage der Stadtwerke ist das Göttinger Wasser „in Sachen Schadstofffreiheit Spitzenreiter“. Dies wurde in einem Vergleichstest der Zeitschrift Öko-Test unter 69 deutschen Städten bestätigt.¹

Das Göttinger Trinkwasser hat einen geringen Natriumgehalt von nur 7,4 – 10,9 mg/l. Dies resultiert maßgeblich aus dem sehr natriumarmem Wasser der Sösetalsperre im Harz, welche ca. 80 % des Trinkwassers liefert.³ Mit seinem niedrigen Natriumgehalt „übererfüllt“ das Göttinger Wasser sogar die Empfehlung von maximal 20 mg Natrium pro Liter für natriumarmes Mineralwasser. Die Verwendung von natriumarmem Trinkwasser wird oft zum Beispiel bei hohem Blutdruck sowie Nierenerkrankungen empfohlen.⁴ Wie die Analysewerte in obiger Tabelle zeigen, unterschreitet das Göttinger Trinkwasser unter anderem die Grenzwerte für die Schwermetalle Blei, Nickel und Kupfer sehr deutlich. Dies ist besonders erwähnenswert, da Zuflüsse von Harzer Talsperren wie der erwähnten Sösetalsperre teilweise mit Schwermetallen belastet sind. Diese Schwermetallfrachten sind oft ein Resultat der über Jahrhunderte im Harz stattfindenden Bergbauaktivitäten. Die Altlasten der Bergwerke und Metallverarbeitungsbetriebe stellen teilweise noch immer Quellen für Schwermetall-Ausschwemmungen in Oberflächengewässer dar.⁵ Erhöhte Schwermetallgehalte im Trinkwasser können eine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellen. Warum Ihr Leitungswasser trotz sehr geringer Schwermetallgehalte im gelieferten Wasser mit diesen belastet sein kann, erfahren Sie im nächsten Gliederungspunkt.

Das Wasserversorgungsnetz der Stadtwerke Göttingen hat eine Länge von ca. 495 km. Allein die Transportleitung für das Harzwasser erstreckt sich über 40 km.³ Neben Rohren sind in solchen Versorgungsnetzen noch viele technische Komponenten wie Ventile, Speicher, Pumpen etc. enthalten. In solch komplexen Netzen kann es unter anderem durch technische Störungen, Bauarbeiten, Rohrbrüche, Starkregen etc. gelegentlich zum Eintrag von Schmutz und Keimen in das Trinkwasser kommen. Zu den gesundheitsgefährdenden bakteriellen Wasserverunreinigungen gehören Coli-Bakterien. Diese lösen mitunter schwere Entzündungen und Magen-Darm-Erkrankungen aus.⁶ In Göttingen kam es nach unseren Recherchen in den letzten Jahren zu keinen relevanten Verkeimungen des Trinkwassers. Dies kann neben einer guten Qualität des Versorgungsnetzes auch an der routinemäßigen Desinfektion des Trinkwassers mit Natriumhypochlorit und Chlordioxid liegen.¹

Stadtwerke Göttingen garantieren einwandfreie Wasserqualität nur bis zum Hausanschluss – Gesundheitsrisiken durch Wasser-Hausinstallation

Wasserversorger wie die Stadtwerke Göttingen können die einwandfreie Qualität des ausgelieferten Trinkwassers nur bis zum Übergabepunkt an Ihrem Hausanschluss garantieren. Danach fließt das Wasser bis zur endgültigen Entnahme aber noch durch die sogenannte Hausinstallation mit Komponenten wie Rohren, Boilern, Armaturen etc. Dabei kann es unter anderem zu verschiedensten Wasserverunreinigungen mit Schwermetallen kommen. Für den ordnungsgemäßen und gesundheitlich unbedenklichen Zustand der Hausinstallation sind Haus- und Wohnungseigentümer bzw. Vermieter selbst verantwortlich.

Einen gesundheitlichen Risikofaktor in älteren Hausinstallationen stellen Bleirohre dar. Für diese gilt seit 1973 ein Installationsverbot. Zusätzlich trat für Blei im Trinkwasser am 01.12.2013 ein Grenzwert von 0,01 mg/l in Kraft. Dieser ist so streng bemessen, dass eine Grenzwerteinhaltung bei vorhandenen Trinkwasserleitungen aus Blei praktisch nicht möglich ist. Das endgültige Aus für Bleirohre kommt spätestens am 12.01.2026 in Form eines Austausch- bzw. Stilllegungsgebots. Dieses gilt unabhängig von der Einhaltung des Grenzwertes.⁷ Blei besitzt die Fähigkeit sich im Körper anzureichern. Dadurch kann auch eine chronisch erhöhte Bleiaufnahme Gesundheitsschäden verursachen, die im Gegensatz zu einer akuten Bleivergiftung (u. a. Erbrechen, krampfartige Bauschmerzen, Lähmungen) oft erst verspätet wahrgenommen werden. Zu diesen oft verzögert auftretenden Krankheitssymptomen zählen Schäden an Nerven, Nieren, Leber sowie dem blutbildenden System. Eine erhöhte Gefahr stellt Blei für Kleinkinder und ungeborene Kinder dar. So kann eine Bleibelastung in der frühen Kindheit zu einer verminderten Intelligenz führen.^{8, 9}

Eine weitere potenzielle Schwermetallquelle innerhalb der Hausinstallation sind neu verlegte Kupferrohre. Aus diesen können zu hohe Mengen von Kupfer in Ihr Trinkwasser abgegeben werden. Verantwortlich dafür ist eine noch fehlende Schutzschicht aus Kupferoxid in den Rohren, welche die Kupferfreisetzung deutlich mindert. Diese bildet sich teilweise erst nach 2 Jahren vollständig aus. Liegt der pH-Wert des Leitungswassers unter 7,0 bzw. unter 7,4 (in Verbindung mit erhöhtem Gesamtkohlenstoffgehalt) kann die Bildung der Schutzschicht gestört sein. Mit der Folge von dauerhaft erhöhten Kupferwerten im Wasser.¹⁰ Wird zu viel Kupfer über das Trinkwasser und/oder die Nahrung aufgenommen, kann dies unter anderem zu Leberschäden sowie Magen-Darm-Beschwerden führen.¹¹ Nickel ist ein weiteres Schwermetall, das mitunter aus der Hausinstallation in das Leitungswasser übergeht. Mögliche Nickelquellen sind nickelhaltige Armaturen, Boiler, Rohrverbinder etc. Nickel zählt zu den bekannten Allergenen. Werden größere Mengen Nickel aufgenommen, kann das Schwermetall aber ebenfalls Störungen des Hormonhaushalts sowie Darmbeschwerden auslösen.^{12, 13}

Die bereits im Zusammenhang mit Einträgen in das Wasserverteilernetz erwähnten Coli-Bakterien können das Leitungswasser gelegentlich auch über die Hausinstallation verunreinigen. Ursächlich für solche Wasserbelastungen mit Coli-Bakterien oder anderen krankmachenden Keimen sind zum Beispiel verschmutzte Perlatoren an Wasserhähnen, verkeimte Duschköpfe, beschädigte Trinkwasserrohre neben undichten Abwasserohren oder verschmutzte Boiler. Zu den häufiger auftretenden „Problemkeimen“ der Hausinstallation zählen Legionellen. Dabei handelt es sich um stäbchenförmige Bakterien, die in geringer Anzahl oft natürlicher Bestandteil von Grund- und Oberflächenwasser sind. Während die Legionellen-Konzentration in kaltem Grundwasser meist bei weniger als 1 KBE (koloniebildende Einheiten) pro Liter liegt, steigt die Vermehrungsrate bei Temperaturen zwischen ca. 25 bis 45 °C sehr stark an. Besonders hohe Belastungen mit Legionellen treten oft in Stagnationswasser mit der genannten Temperatur auf.¹⁴ Legionellen-Infektionen erfolgen in der Regel über die Atemwege, wenn Legionellen enthaltende feinste Wassertropfen (Aerosole) eingeatmet werden. Entsprechende Aerosole entstehen unter anderem beim Duschen, in Whirlpools sowie in manchen Luftbefeuchtern, Klimaanlagen und Kühltürmen. Bei starkem Immunsystem wird eine Legionellen-Infektion teilweise gar nicht bemerkt oder es treten nur leichte, grippeähnliche Krankheitszeichen (Pontiac-Fieber) auf. Bei geschwächtem Immunsystem (z. B. Vorerkrankungen, hohes Alter) sind jedoch auch lebensgefährliche oder sogar tödliche Krankheitsverläufe (Legionärskrankheit, Legionellose) möglich.¹⁵ In Göttingen wurden beispielsweise im Mai/Juni 2018 in einer innerstädtischen Wohnanlage leicht erhöhte Legionellen-Konzentrationen in der Haus-Wasserinstallation festgestellt. Daraufhin wurde ein Fachbetrieb mit der Überprüfung und Ursachenbeseitigung beauftragt.¹⁶ Aufgrund von Legionellen-Werten in „gesundheitsgefährdendem Umfang“ mussten im November 2014 die Duschen der Sporthallen vonGeschwister-Scholl-Gesamtschule und Felix-Klein-Gymnasium gesperrt werden.¹⁷

Unser Onlineshop bietet Ihnen ein breites Angebot verschiedenster Trinkwassertests. Diese eignen sich für Trinkwasseruntersuchungen auf Keime, Schadstoffe und verschiedene allgemeine Wasserparameter. Die Probenahme können Sie ganz einfach selbst ohne Fachkenntnisse durchführen. Die zugesandten Testkits enthalten dazu eine leicht verständliche Anleitung. Nach Einsendung der Probe an unser Labor stellen wir Ihnen das Analyseergebnis des Wassertests aus Göttingen nach kurzer Zeit über Ihren persönlichen Bereich auf My.checknatura.de zur Verfügung.

Möchten Sie Ihr Leitungswasser beispielsweise auf Legionellen prüfen lassen, ist der Legionellen Test für Leitungswasser empfehlenswert. Erhöhte Werte von Blei und Nickel decken der Wassertest Blei bzw. Wassertest Nickel auf. Eine deutlich höhere Bandbreite an Testparametern bietet der Wassertest Chemisch: Schwermetalle + Mineralstoffe. Hier erhalten Sie unter anderem Auskunft über den Gehalt an Schwermetallen wie Blei, Chrom, Nickel und Kupfer in Ihrem Wasser. Die Probe wird aber ebenso auf Schadstoffe wie Nitrat, Nitrit und allgemeine Parameter wie Magnesium, Calcium und die Wasserhärte analysiert. Einen Test auf Keime (Gesamtkeimzahl, coliforme Keime inkl. E. coli) bieten wir mit dem Wassertest Bakterien ebenfalls an.

Göttingens Trinkwasser hat lediglich eine Gesamthärte von 7,0 – 7,7 °dH.¹ Dies entspricht dem Härtegrad „weich“. Die geringe Wasserhärte resultiert überwiegend aus dem weichen Wasser der Sösetalsperre, welche 80 % des Trinkwassers der Stadt liefert.

Die Wasserhärte hängt zu einem Großteil von der Konzentration der im Wasser gelösten Mineralstoffe Calcium und Magnesium ab. Diese werden je nach geologischen Gegebenheiten und Fördergebiet in unterschiedlichen Konzentrationen aus Boden- und Gesteinsschichten gelöst. Je höher die Konzentration der genannten „Härtebildner“ im Wasser ist, desto höher ist auch die Wasserhärte. Nach dem Wasch- und Reinigungsmittelgesetz wird die Wasserhärte in die Härtegrade „weich“ (weniger als 8,4 °dH), „mittel“ (8,4 bis 14 °dH) und „hart“ (mehr als 14 °dH) eingeteilt. Dabei steht „°dH“ für Grad deutscher Härte (Gesamthärte). Weiches Wasser enthält relativ wenig Mineralstoffe. Dafür ist das Wasser wegen seines neutralen Eigengeschmacks gut für die Zubereitung von Tee und Kaffee geeignet. Zudem entstehen bei weichem Wasser nicht so schnell Verkalkungen in zum Beispiel Wasserkochern und Waschmittel kann in der Regel geringer dosiert werden als bei hartem Wasser.

Wie bereits erwähnt, stammen ca. 80 % des Göttinger Trinkwassers aus der Sösetalsperre im Harz, welche von den Harzwasserwerken betrieben wird. Die restlichen 20 % des Wassers werden aus drei Wassergewinnungsanlagen der Göttinger Stadtwerke gefördert: Springmühle, Stegemühle und Weendespring. Das Talsperren- und „Eigenwasser“ werden vor der Einspeisung in das Trinkwassernetz gemischt.¹⁸ Zur Wasseraufbereitung des Trinkwassers kommen folgende Stoffe zum Einsatz: Natriumhypochlorit (Desinfektion), Chlordioxid (Desinfektion), Weißkalkhydrat als Kalkwasser (Einstellung des pH-Wertes), Aluminiumsulfat (Flockung), schwach anionisches Flockungsmittel, Pulveraktivkohle (bei Bedarf zur Adsorption).¹

Nach unseren Recherchen gibt es im Stadtgebiet von Göttingen bisher keine öffentlich zugänglichen Trinkwasserbrunnen.

Im Stadtgebiet von Göttingen gibt es vier Trinkwasserschutzgebiete: Gronespring, Stegemühle, Weendespring, Tiefbrunnen Lenglern (nur ein kleiner Teil auf Stadtgebiet).²⁰ Die genaue Lage der Wasserschutzgebiete und die Wasserschutzgebietsverordnungen können Sie für die einzelnen Schutzgebiete auf der Webseite „Umwelttipps“ der Stadt Göttingen einsehen. Wählen Sie dazu im Auswahlmenü „Gewässerschutz“.

¹Vgl.: Stadtwerke Göttingen: Trinkwasseranalyse 2023. 2023.

²Vgl.: Bundesgesetzblatt: Zweite Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung. 2023.

³Vgl.: Stadtwerke Göttingen: Beste Trinkwasserqualität – Göttingen schenkt ein. 2024.

⁴Vgl.: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: NatürlichesMineralwasser – beliebter Durstlöscher. 2023.

⁵Vgl.: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: Schwermetallfrachten der Harzgewässer Oker, Innerste und Rhume – Betrachtung des partikulär gebundenen und gelösten Transports. 2009.

⁶Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Escherichia coli. 2024.

⁷Vgl.: Umweltbundesamt: Neue Trinkwasserverordnung sichert hohe Qualität unseres Trinkwassers. 2023.

⁸Vgl.: Giftnotruf Erfurt: Patienteninformation zur Bleivergiftung. 2007.

⁹Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Blei. 2023.

¹⁰Vgl.: Land Schleswig-Holstein: Frage- und Antwortkatalog zu Kupfer im Trinkwasser. 2013.

¹¹Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Kupfer. 2023.

¹²Vgl.: Stadt Münster, Gesundheits- und Veterinäramt: Gesundes Trinkwasser. 2024.

¹³Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Nickel. 2020.

¹⁴Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Legionellen – die am häufigsten gestellten Fragen. 2024.

¹⁵Vgl.: AOK: Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten. 2023.

¹⁶Vgl.: Göttinger Tageblatt, Eichsfelder Tageblatt: Legionellen in Göttinger Wohnanlage nachgewiesen. 2018.

¹⁷Vgl.: HNA.de: Legionellen-Alarm: Duschen in zwei Sporthallen gesperrt. 2014.

¹⁸Vgl.: Stadtwerke Göttingen: Unser bestes Lebensmittel: Göttinger Trinkwasser. 2024.

¹⁹Vgl.: Stadtwerke Göttingen: Zahlen und Fakten. 2024.

²⁰Vgl.: Stadt Göttingen: Umwelttipps, Gewässerschutz. 2024.

²¹Vgl.: Stadt Göttingen: Daten, Fakten, Zahlen. 2022.

²²Vgl.: Stadt Göttingen: Wissenschaft & Wirtschaft. 2024.

²³Vgl.: Stadt Göttingen Tourismus: Top-Sehenswürdigkeiten. 2024.

²⁴Vgl.: Stadt Göttingen Tourismus: Kiessee. 2024.

²⁵Vgl.: Stadt Göttingen Tourismus: Wasseraction in Göttingen: Bäder und Seen. 2024.