Neuss Wasserqualität – Wasserhärte, Keime, Schwermetalle, etc.

Wie gut ist die Wasserqualität Neuss’? Mit welchen Schadstoffen und Keimen kann Neuss’ Trinkwasser verunreinigt sein? Ergeben sich daraus Gesundheitsrisiken und wie können Sie diesen begegnen? Wie hart ist das Neusser Wasser und wie erfolgen Wassergewinnung und Rohwasseraufbereitung? Die Antworten und viele weitere Infos zum Neusser Leitungswasser finden Sie in unserem nachfolgenden Ratgeber. (Stand: Mai 2024)

Das Neusser Trinkwasser erfüllt alle Grenzwerte und sonstigen Kriterien der strengen deutschen Trinkwasserverordnung. Daher ist das Wasser meist sehr gut als Trinkwasser geeignet. Wasserversorger Neuss’ sind die Stadtwerke Neuss. Einige Stadtteile bzw. Straßen werden von den Kreiswerken Grevenbroich versorgt. Um die Qualität des ausgelieferten Trinkwassers sicherzustellen, werden jährlich etwa 1.500 Trinkwasserproben entnommen. Die Analyse der Proben erfolgt durch das Wasserlabor Niederrhein, welches nach DIN EN ISO 17025 akkreditiert ist. Nach Aussage der Stadtwerke geht die Qualität des bereitgestellten Trinkwassers insgesamt „weit über die strengen gesetzlichen Auflagen der neuen Trinkwasserverordnung (TrinkwV2001) hinaus“.³

Wie aus den Analysewerten der obigen Tabelle zu entnehmen ist, unterschreitet das Neusser Trinkwasser im Versorgungsbereich der Stadtwerke die Grenzwerte für das Schwermetall Uran und das Leichtmetall Aluminium deutlich. Der Urangehalt in Grund- und Oberflächengewässern hängt neben möglichen Bergbau-Altlasten von der Boden- bzw. Gesteinsbeschaffenheit im Fördergebiet ab. Höhere Uranwerte können unter anderem in Gegenden mit Uranerzvorkommen auftreten. Zuviel Uran im Trinkwasser kann die Niere schädigen. Ein besonders hohes Risiko besteht hier für Säuglinge und Nierenkranke.⁴ Die Gesundheitsgefahren einer erhöhten Aluminiumaufnahme über das Trinkwasser werden teilweise noch immer kontrovers diskutiert. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass eine zu hohe Aluminiumexposition das Risiko für Krebs und Alzheimer steigert.⁵

Laut Trinkwasserverordnung müssen bis zum Hausanschluss unter anderem auch strenge Grenzwerte für die Schwermetalle Blei, Kupfer und Nickel eingehalten werden. Warum Ihre Wasser-Hausinstallation zu gesundheitsgefährdenden Werten von Schwermetallen im Trinkwasser führen kann, erfahren Sie im nächsten Gliederungspunkt.

Besonders hervorzuheben ist die freiwillige Analyse des Neusser Trinkwassers auf multiresistente Bakterien durch die Stadtwerke. Die Analysen zeigen, dass das Wasser frei von diesen Keimen ist. Multiresistente Bakterien können beispielsweise durch Abwässer von Krankenhäusern und Privathaushalten sowie die Landwirtschaft (Gülle) in Grund- und Oberflächengewässer gelangen. Von multi- bzw. antibiotikaresistenten Bakterien geht ein besonders Risiko aus, da gängige Antibiotika im Falle einer Infektion gegen diese oft nicht mehr wirken.⁶

Die Wasserversorgungsnetze in größeren Städten wie Neuss haben oft eine Länge von mehreren hundert Kilometern. So ist allein das Haupt-Wasserrohrnetz in Neuss ca. 400 Kilometer lang. Neben Rohrleitungen umfassen diese Netze ebenso zahlreiche weitere Komponenten wie Ventile, Pumpen, Speicher und Wasseraufbereitungsanlagen. Innerhalb der Versorgungsnetze können trotz gewissenhafter Wartung immer wieder Störungen und Defekte auftreten, bei denen es mitunter auch zu Wasserverunreinigungen kommt. Möglich ist dies unter anderem bei Hochwasser, Starkregen, Schäden durch Bauarbeiten oder Rohrbrüchen. Gelangen zum Beispiel Fäkalien bzw. Abwasser in das Trinkwasser, kann dieses mit Coli-Bakterien verunreinigt werden. Coli-Bakterien lösen teilweise schwere Entzündungen des Magen-Darm-Traktes aus.⁷ Nach unseren Recherchen kam es in den letzten Jahren im Neusser Versorgungsgebiet zu keinen größeren Einträgen von Keimen. Allerdings gab es beispielsweise im Oktober 2016 gleich mehrere Rohbrüche im Stadtgebiet. So verursachte der Bruch einer größeren Transportleitung im Kreuzungsbereich Kaiser-Friedrich-Straße/Deutsche Straße weitere Rohrbrüche durch die aus dem „Haupt-Rohrbruch“ resultierenden Druckschwankungen.⁸

Einwandfreie Wasserqualität in Neuss von Stadtwerken nur bis Hausanschluss garantiert – Gesundheitsrisiken durch Wasser-Hausinstallation

Wasserversorger wie die Stadtwerke Neuss garantieren die einwandfreie Qualität des ausgelieferten Leitungswassers nur bis zum Übergabepunkt am Hausanschluss. Danach fließt das Wasser bis zur Entnahme noch durch Rohre, Boiler etc. der Wasser-Hausinstallation. Dabei kann es zu Wasserverunreinigungen mit Keimen und Schwermetallen kommen. Für den ordnungsgemäßen Zustand der Hausinstallation sind Haus- und Wohnungseigentümer bzw. Vermieter selbst verantwortlich.

Eine Quelle von Schwermetallfreisetzungen innerhalb der Hausinstallation stellen noch immer Bleirohre dar. Aus diesen löst sich das Schwermetall Blei oft in Mengen, die geltende Grenzwerte überschreiten und so die Gesundheit gefährden. Die Installation von Bleirohren in Trinkwasserinstallationen wurde bereits 1973 verboten. Deshalb können Bleirohre eigentlich nur in Altbauten vorhanden sein, die noch keine Sanierung der Wasserinstallation durchlaufen haben. Seit dem 01.12.2013 gilt für Blei im Trinkwasser außerdem ein strenger Grenzwert von 0,01 mg/l. Dieser wird normalerweise nur eingehalten, wenn Wasser nicht durch Bleirohre strömt. Besonders hohe Bleikonzentrationen im Leitungswasser treten meist bei Stagnationswasser auf. Dies ist zum Beispiel nach längerer Wasser-Entnahmepause am Morgen der Fall. Spätestens bis zum 12.01.2026 müssen Bleirohre entweder ausgetauscht oder stillgelegt worden sein. Diese Regelung gilt sogar unabhängig von der Einhaltung des Grenzwertes.⁹ Blei reichert sich im menschlichen Körper an. Deshalb können Gesundheitsschäden durch Blei auch bei einer chronisch erhöhten Aufnahme auftreten. Blei schädigt unter anderem Leber, Nieren, Nerven sowie das blutbildende System. Besonders gefährdet durch Blei sind Kleinkinder und ungeborene Kinder.^{10, 11}

Von Kupferrohren der Hausinstallation gehen mitunter ebenfalls Gesundheitsrisiken aus. Dies gilt besonders für neu installierte Rohre, da diesen noch eine „Schutzschicht“ aus Kupferoxid im Rohrinneren fehlt. Die Kupferoxid-Schicht bildet sich normalerweise auf natürliche Weise in einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren und reduziert den Übergang von Kupfer in das Leitungswasser stark. Erhöhte Konzentrationen von Kupfer im Trinkwasser sind ein möglicher Auslöser von Leberschäden sowie Magen-Darm-Beschwerden.¹² Nickel geht gelegentlich ebenso in problematischen Konzentrationen aus Komponenten der Hausinstallation in das Trinkwasser über. Zu den möglichen Nickelquellen zählen nickelhaltige Armaturen wie Wasserhähne, Verbindungsstücke, Mischbatterien, Wasserspeicher usw.¹³ Viele Menschen reagieren auf Nickel allergisch. Bei einer zu hohen Nickelaufnahme sind jedoch auch Störungen des Hormonsystems sowie Darmbeschwerden möglich.^{14, 15}

Gesundheitsgefährdende Keime wie die schon genannten Coli-Bakterien oder Enterokokken gelangen in seltenen Fällen ebenfalls über die Hausinstallation in das Leitungswasser. Risiken für Verkeimungen gehen beispielsweise von verschmutzten Perlatoren und Duschköpfen sowie von undichten Trinkwasserleitungen oder Biofilmen in Boilern aus. In der Regel stellen Legionellen jedoch ein weit höheres Keim-Risiko dar. Dabei handelt es sich um in niedrigen Konzentrationen natürlich im Wasser vorkommende Bakterien. Zu einer Gesundheitsgefahr werden Legionellen meist erst, wenn sich diese stark vermehren. Dies ist häufig in Stagnationswasser mit einer Temperatur von ca. 25 bis 45 °C der Fall.¹⁶ Ein hohes Legionellen-Infektionsrisiko geht von eingeatmeten, mit Legionellen kontaminierten feinsten Wassertropfen aus. Diese sogenannten Aerosole bilden sich verstärkt beim Duschen, in einigen Luftbefeuchtern und Klimaanlagen, sowie beim Saunieren (Aufgüsse) und dem Betrieb von Sprudeldüsen in Whirlpools. Während der Kontakt mit Legionellen bei einem starken Immunsystem oft unbemerkt oder nur mit leichten grippeähnlichen Symptomen (Pontiac-Fieber) verläuft, sind bei geschwächtem Immunsystem jedoch auch lebensbedrohliche oder sogar tödliche Folgen (Legionärskrankheit, Legionellose) möglich.¹⁷ Im Jahr 2022 wurden in Nordrhein-Westfalen 338 Fälle von Legionellose gemeldet.¹⁸

Wir bieten Ihnen eine umfangreiche Auswahl verschiedenster Trinkwassertests. Die Tests ordern Sie ganz einfach online. Mit der in den Testkits enthaltenen Anleitung ist die Probenahme auch ohne Fachkenntnisse problemlos möglich. Nach Einsendung der Probe an unser Partnerlabor wird Ihnen das Ergebnis des Wassertests aus Neuss nach kurzer Zeit über das Portal My.Checknatura.de zur Verfügung gestellt.

Haben Sie Hinweise, dass in Ihrer Hausinstallation Bleirohre oder nickelhaltige Komponenten verbaut sein könnten, sind unser Wassertest Blei bzw. Wassertest Nickel eine gute Wahl. Mit dem Wassertest Rohrleitung decken Sie gleich die häufigsten „Rohrleitungs-Schadstoffe“ wie Blei, Nickel, Kupfer, Chrom und Aluminium ab. Mit regelmäßigen Legionellentests mindern Sie das Risiko einer Legionellen-Infektion. Möchten Sie Ihr Wasser neben Legionellen auch gleich auf coliforme Keime und die Gesamtkeimzahl untersuchen lassen, ist das Wassertest-Set: Bakterien + Legionellen empfehlenswert.

Die Wasserhärte hängt im Wesentlichen von der Konzentration der im Wasser gelösten Härtebildner Calcium und Magnesium ab. Die beiden Mineralstoffe werden vom Wasser in unterschiedlichen Mengen aus Gesteins- und Bodenschichten gelöst. Nach dem Wasch- und Reinigungsmittelgesetz wird die Wasserhärte in die Härtegrade „weich“ (weniger als 8,4 °dH), „mittel“ (8,4 bis 14 °dH) und „hart“ (mehr als 14 °dH) eingeteilt. Dabei steht „°dH“ für Grad deutscher Härte (Gesamthärte). Hartes Wasser erfordert im Vergleich zu weichem Wasser meist eine höhere Dosierung von Wasch- und Reinigungsmitteln und führt relativ schnell zu Verkalkungen von zum Beispiel Wasserkochern. Dafür enthält dieses aber auch mehr lebensnotwendige Mineralien als weiches Wasser.

Das Wasserversorgungsgebiet von Neuss lässt sich in drei Versorgungsgebiete einteilen, in denen Leitungswasser mit unterschiedlicher Härte ausgeliefert wird: Neuss Nord, Neuss Süd sowie Versorgungsbereich der Kreiswerke Grevenbroich. In welchem Versorgungsbereich sich Ihre Straße befindet und welche Wasserhärte dort vorliegt, können Sie diesem Trinkwasserhärte-Straßenverzeichnis entnehmen. Eine grobe Übersicht der Wasserhärte in den einzelnen Versorgungsgebieten zeigt die folgende Tabelle:^{1, 19}

Das Trinkwasser Neuss’ wird von den Wasserwerken Broichhof (Versorgung Neusser Norden), Rheinbogen (Versorgung Neusser Süden) sowie den Wasserwerken Büttgen-Driesch und Mühlenbusch der Kreiswerke Grevenbroich gefördert. 

• Das Wasserwerk Broichhof befindet sich im Neusser Stadtwald und fördert Wasser aus sechs Vertikalbrunnen. Bei der Wasseraufbereitung werden eine Denitrifikations-, Entkarbonisierungs- und Entmanganisierungsanlage durchlaufen. Eine Reduzierung der Wasserhärte erfolgt durch Natronlauge. Das Wasser wird während der Aufbereitung nicht gechlort.²⁰ 

• Das Wasserwerk Rheinbogen liegt in Neuss Uedesheim und gewinnt Wasser aus einem Horizontalfilterbrunnen in 25 Metern Tiefe. Für die Wasseraufbereitung wird das Rohwasser zum Wasserwerk Flehe der Düsseldorfer Stadtwerke geleitet. Bei der Rohwasseraufbereitung werden Ozon und Aktivkohlefilter verwendet. Eine Chlorung findet auch hier nicht statt.²⁰ 

• Die Wasserwerke Büttgen-Driesch und Mühlenbusch liegen im Stadtgebiet von Kaarst bzw. Dormagen. Bei der Wasseraufbereitung kommen hier die Zusatzstoffe Natriumhydroxid, Calciumhydroxid, Silikat und Phosphat zum Einsatz.^{19, 21}

In Neuss gibt es nach unseren Recherchen momentan (Stand Mail 2024) zwei öffentlich zugängliche Trinkbrunnen:²² 

• am Stadtwald
• am Münsterplatz

Im Stadtgebiet von Neuss sind 5 Wasserschutzgebiete ausgewiesen:²⁴ 

• Broichhof
• Reservegebiet Weckhoven
• Im Rheinbogen
• Allerheiligen
• Rosellen 

Die genaue Lage der Schutzgebiete können Sie dieser Wasserschutzgebiets-Karte entnehmen.

© Paintdog, CaC BY 4.0, via Wikimedia Commons

¹Vgl.: Stadtwerke Neuss: Trinkwasseranalyse 2024. 2024.

²Vgl.: Bundesgesetzblatt: Zweite Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung. 2023.

³Vgl.: Stadtwerke Neuss: Bestes Trinkwasser in Neuss – auch für Ihr Unternehmen. 2024.

⁴Vgl.: AOK: Wie gesund ist unser Wasser? 2021.

⁵Vgl.: Aerzteblatt.de: Gesundheitliche Auswirkungen einer Aluminiumexposition. 2017.

⁶Vgl.: Stadtwerke Neuss: Unser Trinkwasser ist frei von multiresistenten Bakterien. 2024.

⁷Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Escherichia coli. 2024.

⁸Vgl.: Stadtwerke Neuss: Häufig gestellte Fragen zu den Wasserrohrbrüchen vom 28. Oktober. 2024.

⁹Vgl.: Umweltbundesamt: Neue Trinkwasserverordnung sichert hohe Qualität unseres Trinkwassers. 2023.

¹⁰Vgl.: Öffentliches Gesundheitsportal Österreich: Bleiintoxikation. 2024.

¹¹Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Blei. 2023.

¹²Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Kupfer. 2023.

¹³Vgl.: Stiftung Warentest: Küchenarmaturen im Test, Trinkwasser – was drin sein kann. 2021.

¹⁴Vgl.: Stadt Münster, Gesundheits- und Veterinäramt: Gesundes Trinkwasser. 2024.

¹⁵Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Nickel. 2020.

¹⁶Vgl.: Robert Koch-Institut: Legionellose, RKI-Ratgeber. 2019.

¹⁷Vgl.: AOK: Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten. 2023.

¹⁸Vgl.: Statista: Anzahl der jährlich registrierten Fälle von Legionellose in Deutschland nach Bundesländern im Jahr 2022. 2024.

¹⁹Vgl.: Kreiswerke Grevenbroich: Trinkwasseruntersuchungen nach Trinkwasserverordnung. 2023.

²⁰Vgl.: Stadtwerke Neuss: Frisches Trinkwasser für Neuss. 2024.

²¹Vgl.: Kreiswerke Grevenbroich: Die Wasserwerke. 2024.

²²Vgl.: SPD Neuss: Zwei Trinkwasserbrunnen für Neuss. 2022.

²³Vgl.: Stadtwerke Neuss: Unternehmen, Profil, Kennzahlen. 2024.

²⁴Vgl.: Stadt Neuss: Wasserwerke, Wasserschutzgebiete. 2000.

²⁵Vgl.: Stadt Neuss: Eckdaten zur Bevölkerung. 2024.

²⁶Vgl.: Stadt Neuss: Stadthistorie. 2024.

²⁷Vgl.: Lokaler Rundfunk im Rhein-Kreis Neuss e. V.: Weniger Güterumschlag im Rhein-Kreis Neuss. 2024.

²⁸Vgl.: Neuss Marketing: Neuss zum Erkunden. 2024.

²⁹Vgl.: Stadt Neuss: Ultraschall in Gewässern. 2021.